Karneval Armin Laschet: „Das Steckenpferd macht den Narren komplett“
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat sein närrisches Amt an Gregor Gysi übergeben. Die beiden Politiker entdeckten sogar Gemeinsamkeiten.
Besser geht Karneval kaum. Zwei redetechnisch glänzend aufgelegte Prominente geben sich am Dienstagabend als Steckenpferdritter der Prinzengarde die Ehre: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) als alter und der Rechtsanwalt und Politiker der Linkspartei, Medienstar Gregor Gysi, als neuer Amtsinhaber. Dazu kommen Guido Cantz und als musikalische „Knaller“ die Höhner und die Bläck Föös. Selbst bei der behäbig auftretenden grün-weißen Pracht der Prinzengarde tobt die Hütte, sprich: das ausverkaufte Seidenweberhaus.
Beide Politiker sind bestrebt, das Publikum auf dieser glanzvollen Veranstaltung auf ihre Seite zu ziehen. Sie loben das Gegenüber mit Maß und vergessen politische Seitenhiebe keineswegs, agieren aber immer mit Respekt. Laschet bezeichnet Gysi als kleinste und charmanteste Waffe des Ostens. Schließlich sei er selbst zwei Zentimeter größer. Der Gelobte kontert: „Der Ministerpräsident ist für mich der netteste CDU-Politiker, wozu nicht viel gehört.“
Vor der Ehrung gibt Gysi zu, ein wenig ängstlich zu sein. „Ich weiß nicht, wie sie hier mit mir umgehen“, lauten die Bedenken über die Prinzengarde. Dabei hat er Erfahrung und bereits ein Steckenpferd in Künzelsau bekommen und die Auszeichnung „Wider den tierischen Ernst“ in Aachen. Laschet: „Erst dieses Krefelder Steckenpferd macht den Narren komplett.“
Gysi bewundert das niederrheinische Publikum: „Sie haben noch keinen Tropfen getrunken und schunkeln und singen von der ersten Minute an. Das ist in Berlin undenkbar. Sie schunkeln und singen dort erst nach zwei Stunden und schämen sich am nächsten Tag dafür.“ Er fand die Laudatio seines Vorgängers toll. Es gebe viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen ihnen: „Wir mögen weder Pegida noch AfD. Da muss uns etwas einfallen.“
Im Osten habe er als Rechtsanwalt immer mit Leuten mit Problemen zu tun gehabt. „Als die SED solche bekam, wurde auch sie für mich interessant. Die SPD kommt nicht mehr in Frage.“ In Bayern konnte er sich nur wundern: Er habe vor einem – später heiteren – Interview zwei Maß Starkbier getrunken, während die Politiker des Freistaates Tee im Glas hatten. „Das wird in Krefeld nicht passieren“, wirft Prinzengarde-Präsident Christian Cosman ein. Gysi, der zuerst Rinderzucht lernte, zitiert seinen Vater: „Er hat gesagt, ich kann vielleicht nicht überall als Rechtsanwalt arbeiten, aber weltweit als Cowboy.“ Und weiter: „Ich kann mit Hornochsen.“
Laschet, Steckenpferdritter 2019, hat das Ergebnis einer Umfrage dabei, wer in den Landtagen am glücklichsten aussieht. „Zuerst die CSU, dann die Grünen. Die CDU aus Gewohnheit und die SPD mit älteren Bildern. Die Linke ist ganz hinten. Ist denn der Weg zum Sozialismus so trostlos?“, fragt er seinen Nachfolger im Publikum. „Selbst Leonardo di Caprio hat noch gelächelt, als die Titanic unterging.“
Der Landesvater hat auch eine Gemeinsamkeit entdeckt und erklärt mit einem Augenzwinkern: „Wir vermeiden Talk-Shows“ und erntet Applaus, da Gysi dort oft zu finden ist. Er sagt aber auch: „Niemand ist so heftig und erfolglos attackiert worden wie Sie. Sie sind standhaft und mutig. Geben Sie dem Steckenpferd die Sporen nicht nur in Linksrichtung, dann reiten Sie im Kreis. Wir brauchen tapfere Ritter und verlässliche Streiter gegen den Fanatismus in der Mitte. Sie sind ein guter Partner in Europa.“