100 Flüchtlinge besuchen Ballettvorstellungen des Theaters
In Krefeld finanzieren unter anderem die Hochschule und der Flüchtlingsrat die Karten zu „Petruschka/Offenbach“.
Krefeld. Mit einem Pilotprojekt möchte das Stadttheater Flüchtlingen die Teilnahme am kulturellen Leben ermöglichen. An zunächst vier Terminen von Oktober bis Januar werden Gruppen von je 25 Flüchtlingen die Häuser besuchen und sich gemeinsam eine Ballettvorstellung ansehen. „Es geht um ein zwangloses Kennenlernen, aber natürlich auch darum, den Menschen, die von weit her in ein fremdes Land geflüchtet sind, den Zugang zur dortigen Kultur zu ermöglichen“, erklärt Pressereferentin Sabine Mund.
Konkret laufen die Besuche wie folgt ab: Die Gruppe kommt am späten Nachmittag im Theater zusammen und lernt zunächst das Haus kennen. Die Theaterpädagogen Silvia Behnke und Dirk Wiefel führen die Gruppe hinter die Kulissen, zeigen die Bühne und alle wichtigen Abteilungen. Anschließend geht es weiter in die Theaterkantine, wo die Gelegenheit zum Austausch besteht. Ballettdramaturgin Regina Härtling versucht — allen Sprachbarrieren zum Trotz — eine kleine Einführung in den Abend zu geben. Danach besuchen alle gemeinsam die Vorstellung „Petruschka/Offenbach“.
Das Projekt wird nur durch lokale Partner möglich, die sowohl den Kontakt zu den Flüchtlingen hergestellt als auch die Finanzierung gestemmt haben. Weil das Theater eine gemeinnützige GmbH ist, kann es aus steuerlichen Gründen selbst keine Karten verschenken. Mit an Bord sind die Hochschule Niederrhein, der Arbeitskreis Flüchtlingshilfe der evangelischen Gemeinde Rheydt, die Initiative „Geflüchtete Menschen“ und der Flüchtlingsrat Krefeld. „Neben diesem Pilotprojekt gibt es innerhalb des Theaters zahlreiche weitere Initiativen, Flüchtlingen zu helfen“, erklärt Marketingreferent Christoph Elles.
So wurde unter den 530 Mitarbeitern warme Winterkleidung gesammelt, Orchestermusiker haben Flüchtlinge mit eigenen Mitteln und mit Hilfe der Theaterfreunde ins Sinfoniekonzert eingeladen. Bereits in der vergangenen Spielzeit waren vier Flüchtlinge aus Eritrea als Hospitanten am Theater tätig.
Im nächsten Jahr wird das Engagement fortgesetzt. Dabei sollen vor allem die Kinder im Fokus stehen. Operndirektor Andreas Wendholz bemühe sich, ein Sonder-Kinderkonzert für Flüchtlingsfamilien aus Syrien auf die Beine zu stellen, mit einer Übersetzung durch eine arabische Schauspielerin. Paula Emmrich als Kiko persönlich und ihr Dirigent Andreas Fellner möchten ebenfalls Flüchtlingskinder in die Konzerte einladen, indem sie Kiko-Karten regulär erwerben und an Flüchtlinge verschenken.
Das Thema wird sich auch im kommenden Jahr im Spielplan widerspiegeln. Mit „Lampedusa (Arbeitstitel)“ feiert am 28. Mai in Krefeld ein Stück Premiere, das sich ganz gezielt mit den Themen Flucht und Migration beschäftigt. Dabei werden vermutlich auch Flüchtlinge als Laien-Schauspieler auf der Bühne stehen. Red