50 Jahre Geologischer Dienst: Kies, Uraltwal, Vulkane, Beben
An den Erfordernissen der Zeit orientiert: Der wissenschaftliche Landesbetrieb feiert sein 50jähriges Bestehen.
<strong>Krefeld. Als vor 15 Jahren am Niederrhein die Erde wackelte und die Richter-Skala die 5,9 anzeigte, waren sie zuständig. Vor 20 Jahren, als man noch darüber rätselte, warum die Ozonschicht an den Polen schwand, wussten sie schon Bescheid und warnten - ziemlich allein: Propheten in der Wüste. Als in den 60er Jahren Talsperren und Deponien gebaut wurden, waren sie mit von der Partie als Berater. Es gibt kaum einen Lebensbereich - vom Kiesabbau über das Waldsterben bis hin zur Energiegewinnung -, den sie nicht kennen und damit beeinflussen können. Gemeint sind die Geologen vom Geologischen Dienst an der Krefelder De-Greiff-Straße. Das für ganz NRW zuständige Institut, einmal Geologisches Landesamt genannt, feiert in diesen Tagen sein 50jähriges Bestehen, ist aber eigentlich noch viel älter. Denn schon im Jahre 1841 erhielt Heinrich von Dechen den Auftrag, die Provinzen Rheinland und Westfalen geologisch zu kartieren, was noch heute eine der Hauptaufgaben des Dienstes ist. Keine Schreibtischarbeit. Immerhin hat der Dienst im Lande bisher 10 Millionen Bohrmeter niedergebracht. Als man 1962 im Münsterland 6000 Meter tief in die Erde vorstieß, sprudelte zwar kein Erdöl hervor, wie mancher erhoffte, aber immerhin wurde wichtige Erkenntnisse etwa zur heute aktuellen Nutzung der Erdwärme gewonnen. Ein anderes "Abfallprodukt" ist der zufällig in einer Kiesgrube bei Wachtendonk gefundene Miozän-Wal, Schmuckstück der Schau im Foyer des Hauses und oft ausgeliehenes Ausstellungsobjekt. An der Spitze des Dienstes steht Professor Josef Klostermann, immer wieder gefragt, wenn es um die Klimaforschung geht. Als er früh (und damit wohl zur Unzeit) darüber sprach, dass in zehntausend Jahren die Nordsee bis in den Kölner Dom hineinspülen werde, hielt mancher das noch für spekulativ. Er weiß aber, dass sich das Institut in all den 50 Jahren sich den wechselnden Anforderungen der Zeit gestellt hat und heute etwa über Geothermie forscht, Fragen nach der Verbringung von Kohlendioxid in geeigneten Erdschichten beantworten will, Rohstoffkarten anlegt oder auch Gutachten über Wassererschließungen fertigt. Die Datenbanken im Haus an der De-Greiff-Straße sind riesig. Bald haben die vielen tausend Karten, darunter auch bibliophile Schätze, ausgedient. Dann sind alle Daten allein über Knopfdruck auf den Bildschirmen einzusehen. Gefeiert wird das Jubiläum am 15. März. Ehrengäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Umwelt- und Naturschutz haben sich angesagt. Der bekannte Vulkanforscher Prof. Hans-Ulrich Schmincke aus Kiel hält den Festvortrag und wird dabei sicher wohl auch auf das spekulative Thema eines drohenden Vulkanausbruchs in der Eifel eingehen. So ist das bei Geologen: Das Spekulieren liegt oft ganz nah bei der Wissenschaft. Geologischer Dienst
Vorläufer: Preußische Landesanstalten 1873 in Berlin
Amt für Bodenforschung: 1950 als Landesstelle in Krefeld
Gründung: Im März ’57 selbständiges Geologisches Landesamt
Umwidmung: 2001 entsteht ein Landesbetrieb in neuer Struktur