Kawai-Konzert: Mit Wucht - Ein Werk von Bach im Geist des 20. Jahrhunderts
Begeisternder Auftakt der neuen Reihe im ausverkauften Fichtenhainer Campus mit Cortot-Schüler Ali Hirèche.
<strong>Krefeld. Nachdem im vergangenen Jahr mit großem Erfolg das 200. Kawai-Konzert im Europark Fichtenhain gefeiert wurde, will der künstlerische Leiter Peter Grote die beliebte Konzertreihe auch in der neuen Saison auf bewährte Weise fortführen. "Immer wieder neue junge Pianisten zu präsentieren, sich dabei um größtmögliche Qualität zu bemühen und dem treuen Publikum das zu bieten, was es sucht: Konzerte auf hohem professionellen Niveau." Über reges Interesse durfte sich der Auftakt der Klavierabende 2007 in nahezu ausverkauftem Saal des Campus 44 freuen. Zum einen lockte das reizvolle Programm mit Werken von Bach, Schumann, Chopin und Brahms, zum anderen die Möglichkeit, einen Enkelschüler des großen Alfred Cortot zu hören. Denn der Pianist Ali Hirèche, 1976 in Paris geboren, begann seine Ausbildung bei Antonio Ruiz-Pipo, der seinerseits ein Cortot-Schüler war. Mit Cortot indes, der für sein ausgesprochen fein nuanciertes und zugleich elegant schwungvolles Spiel gerühmt wurde, hat Hirèche nur wenig gemeinsam.
Schumann exzentrisch und der ganze Klangzauber Chopins
Trotz seiner Verwurzelung in der Tradition der französischen Klavierschule setzt er - nach einem Musikstudium in Italien - mehr auf kraftvolles und dynamisches Spiel. Schon Bachs Werkpaar Fantasie und Fuge BWV 904, mit dem Hirèche sein Kawai-Debüt eröffnete, war geprägt von einer geradezu unbändigen Klangwucht, die der akademisch spröden und auf Objektivität bedachten Interpretation jede Spiritualität nahm. Ein Bach im Geist des 20. Jahrhunderts, gefolgt von Schumanns Symphonischen Etüden: exzentrisch, gewaltig, vollgriffig gespielte orchestrale Klangfülle auf Kosten pianistischer Strukturierung. Erst in Chopins Polonaise-Fantaisie, und noch stärker in der Chopin-Zugabe, demonstrierte Ali Hirèche, dass er auch zu romantischem Klangzauber fähig ist, zu zarten und doch unparfümierten schlichten Linien, die Spannung und Delikatesse vereinen. Das Finalstück, Brahms' Paganini-Variationen op. 35, war - zur Begeisterung des Publikums - dann wieder auf Kraft angelegt und auf die selbstbewusste Darstellung von Leidenschaft und Brillanz.Nicht jedes Kawai-Konzert, so räumt Peter Grote im neuen Programmheft freimütig ein, ist eine Sensation. Auch dieser Abend war keine Sensation - aber ein Klavierabend auf hohem Niveau mit einem Pianisten, der enthusiastisch gefeiert wurde.
Das nächste Kawai-Konzert im Fichtenhainer Campus 44 findet am 30. März statt. Der polnische Pianist Piotr Paleczny spielt dann Werke von Mozart, Chopin und Mussorgsky.