Nikolaus Gross: Theater geht auf die Suche nach einem Namen
Schüler vom Gymnasium am Stadtpark beleuchten das Leben eines Widerständlers.
Krefeld. Wer weiß noch, wer Nikolaus Groß war? Wahrscheinlich nicht einmal viele Schüler des Gymnasiums am Stadtpark in Uerdingen. Die Schule liegt an der Nikolaus-Groß-Straße. Also: Der 1898 geborene Mann war während der Nazi-Zeit ein Arbeiterführer im Ruhrgebiet und wurde im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet, wenige Monate vor Kriegsende. Der mehrfache Familienvater wurde vor einigen Jahren von der katholischen Kirche seliggesprochen. Warum dies? Die Theater-AG des Gymnasiums bereitet die Aufführung eines Stücks über den Mann mit dem Titel "Nr.1499: Groß, Nikolaus" vor. Kursleiter Hermann Thönes, der vor etwa zehn Jahren einige szenische Skizzen über das Thema schrieb, hat daraus einen ganzen Text ("eine runde Sache" gefertigt. Premiere ist an diesem Freitag um 20 Uhr in der Aula der Schule. Thönes realisierte in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Schultheaterstücke, so Brechts "Kleinbürgerhochzeit" (1978) einen Tucholsky-Abend, Taboris "Clowns", "Kafka in Paris" mit einem selbstverfassten Text oder Büchners "Woyzeck", zuletzt Molieres "eingebildeten Kranken". Alles das in ganz persönlichen, oft zugespitzten Fassungen von Thönes, dem das Theaterspielen sehr am Herzen liegt, der mit dieser Inszenierung aber auch seinen Abschied nimmt. Das Groß-Stück nun, mit der Gefangenen-Nummer im Titel, stellt eine Art Collage dar, die "wichtige Momente der Biographie" mit vielfältigen Details der Zeit verbindet. Und zwar auf verschiedenen Ebenen, so dass etwa die Nazi-Zeit mit der Jetztzeit konfrontiert wird. Leitmotivische Klarinettenmusik, aber auch der grölende Gesang der SA-Horden, dazu Schlagermusik der Ufa-Zeit sollen sich so zu einem zwar disparaten, dafür aber spannenden Zeitgemälde verbinden. Man soll hinsehen, zuschauen.