Schultheater: Bilder aus der Terrorzeit
Schüler zeigen ein Stück über das fast schon vergessene Nazi-Opfer Nikolaus Groß.
Krefeld. Das war eine Abschiedsvorstellung, die es in sich hatte: Im Gymnasium am Stadtpark wurde das Stück "Nr. 1-4-9-9: Groß, Nikolaus" aufgeführt. Das wird nach fast 30 Jahren wohl die letzte Aufführung unter der Ägide von Herman Thönes gewesen sein. Sehr bewegt blickte der Lehrer auf seine Jahre an dieser Schule zurück, freute sich, dass ehemalige Schüler seiner Theater-AG im Publikum saßen, von denen einer sogar Schauspieler wurde. Das Publikum dankte mit viel Applaus und Blumensträußen. Dieser Theaterabend speziell muss zu den überaus gelungenen gezählt werden. 14 junge Leute, alle in Schwarz gekleidet, präsentierten in vielen Szenen eine berührende, fesselnde Collage über das Schicksal des Nikolaus Groß im Mittelpunkt. Der siebenfache Vater war 1945 von den Nazis hingerichtet worden. Er hatte der Katholischen Arbeiterbewegung angehört und aus seiner Ablehnung der Hitler-Diktatur kein Hehl gemacht. Sein fester Glaube an Gott war in seinen letzten Stunden sein Halt. Kleine Szenen vermittelten das Leid der Familie, das Elend des Nikolaus Groß im Gefängnis. Dazwischen hatte Autor Hermann Thönes kontrastierende Elemente gesetzt: Volksgerichtshof, brüllende Neonazis, Tänzer in heiler Ufa-Film-Welt, Demonstrationen, die Internationale oder das Horst-Wessel-Lied. So setzte sich im Auge des Zuschauers ein Bild der Zeit zusammen, das den Terror so richtig unter die Haus kriechen ließ. Gestützt wurde das von der kargen und darum überzeugenden Ausstattung, von der Bewegung im Raum, von der Musik, von der antiken Vorstellung des Chors, von Figuren als Individuen oder Archetypen. Sehr eindringlich: der Kontrast zwischen "Negermusik" und Schlagern zur politischen Willkür, unterlegt von Hanns Eislers "Über den Selbstmord". Eine großartige Leistung. Die weiteren Vorstellungen am 7. und 9. März in der Aula sind fast ausverkauft.