Alte Schätze in perfektem Licht

Restaurator Christoph Tölke hat ein neues Domizil gefunden. Für ihn erfüllt sich ein Traum.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das alte Schild über der Toreinfahrt hängt noch. „Klaus Kohnen — Auto- und Bootssattlerei“ steht dort geschrieben. Wer ein paar Schritte weiter geht, steht in einer lichtdurchfluteten Halle vor kostbaren Antiquitäten. Der Hülser Restaurator Christoph Tölke hat nach 22 Jahren ein neues, deutlich größeres Domizil in der Innenstadt gefunden. Morgen eröffnet er seine Werkstatt an der Roßstraße mit Beispielen seiner Arbeit und einer Ausstellung befreundeter Künstler.

„Die Halle hat auf mich gewartet“, sagt Tölke und blickt fast andächtig nach oben zum teilweise gläsernen Dach. Eigentlich hatte er ein anderes Gebäude in der Nähe besichtigt und wollte nur die Rückseite einer Brandschutzwand in Augenschein nehmen. Er betrat die 1924 gebaute Halle, die schon als Weberei, Kartonagen-Fabrik und Autowerkstatt genutzt wurde — und war sofort gefangen. „Es war das Licht“, sagt Tölke. „Einfach perfekt: blendfrei, schattenfrei, immer gestreut. Als ich dann noch den Dachgarten gesehen habe, war es um mich geschehen.“

Wenige Tage später schloss er per Handschlag das Kaufgeschäft mit dem früheren Besitzer, einem Handwerker des alten Schlags, „wie man sie nur noch aus Büchern kennt“. Es folgten umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten, die Tölke mit seinem Team teils in Eigenleistung stemmte. Auch das Bauamt zog mit: „Binnen acht Wochen waren alle Genehmigungen da.“

Für Tölke, der seinen Betrieb für Restaurierung und Denkmalpflege seit langem vergrößern wollte, ist das eine schöne Entschädigung für die vorangegangenen Jahre. 2010 hatte die Politik ihm den Zuschlag gegeben, Haus Schönhausen zu kaufen. Doch nach drei Jahren des Wartens und Hoffens teilte die Stadt ihm mit, dass er seinen Betrieb dort nicht einrichten darf. „Verlorene Zeit“, sagt Tölke heute. Nachkarten möchte er nicht.

Vielleicht sollte es für ihn auch genau so kommen. Denn mit dem Umzug an die Roßstraße kehrt der 51-Jährige in jenes Viertel zurück, in dem er die ersten Jahre seines Lebens verbracht hat. „Ganz in der Nähe hatte mein Großvater seine Autowerkstatt, aus der später Tölke & Fischer entstanden ist“, sagt der Restaurator. Ein paar Straßen weiter liegt auch die Alte Post, wo nun der Verein Kunst und Krefeld seine Heimat hat (die WZ berichtete). Vorsitzender ist Christoph Tölke.

Seine Kontakte in die Kunstszene hat er genutzt, um zur Eröffnung eine schöne kleine Ausstellung auf die Beine zu stellen (siehe Kasten). Auch künftig will er regelmäßig in seinen Räumen Kunst zeigen. „Dieses Viertel lebt“, sagt er aus voller Überzeugung. Gegen Leerstand und Verfall gebe es eine Gegenbewegung: „Die zündet bisher noch nicht zu 100 Prozent durch.“ Ein paar Funken mehr will Tölke nun schlagen.