Preisträger beim Literarischen Sommer
Sasa Stanisic im Crefelder Ruderclub.
Krefeld. Das Glück war ihnen hold. Aktuell gefragte Schriftsteller zu Lesungen zu bekommen, und das auch noch in einem engen Zeitrahmen, ist nicht unbedingt das Leichteste. Helga Krall (Mediothek) und Anette Ostrowski (Niederrheinisches Literaturhaus), die das Krefelder Programm im 15. Literarischen Sommer, dem binationales Literaturfestival zwischen Rhein und Maas, zusammenstellen durften, haben bereits eine längere Erfahrung.
„Sasa Stanisic hat den Preis der Leipziger Buchmesse bekommen. Wie gut, dass wir einen Tag vorher den Termin mit ihm festgelegt haben! Sonst hätten wir keinen Termin mehr bekommen und ihn wohl auch nicht mehr bezahlen können“, freuen sich die Organisatorinnen.
Es gehe beiden darum, dem Publikum aktuelle Literatur näher zu bringen. Dabei zeigen sie ihren „Riecher“ für ausgezeichnete Literatur. Gerade wenn es sich noch um einen frischgebackenen Preisträger handelt.
Möglichst passend zu den Lesungen, zu den Schauplätzen der Romane und Erzählungen, suchen sie die Veranstaltungsorte. Für Sasa Stanisic’ Roman „Vor dem Fest“ musste es ein Ort mit Beziehung zum Wasser sein, denn die Handlung spielt in einem Dorf in der Uckermark, das zwischen zwei Seen liegt. Beim Crefelder Ruderclub wurden sie fündig.
Bei Katrin Aehnlichs Roman „Wenn die Wale an Land gehen“ ist dagegen nicht die Wassernähe gefragt. Die Buchkapitel fangen immer mit einem Musiktitel an, und darum findet diese Lesung im Jazzkeller Krefeld statt. „Mit viel Witz bringt die Leipzigerin Innenansichten aus der DDR der 1980er Jahre“, schwärmt Krall.
Das binationale Element des Literarischen Sommers, der nicht nur drei Veranstaltungsorte in den Niederlanden aufweist, zeigt sich auch in der Autorenauswahl. Elvis Peeters stellt sein Buch „Der Sommer, als wir unsere Röcke hoben und die Welt gegen die Wand fuhr“ vor, das in Belgien und den Niederlanden einen Skandal auslöste. Acht Jugendliche mit zu viel Geld, Zeit und Langeweile werden gefährlich, können die virtuelle und reale Welt nicht mehr unterscheiden. „Das ist Literatur, die uns zwingt, über die Welt, in der wir leben, nachzudenken“, sagt Ostrowski. „Es ist ein Buch, das anstrengt.“ Der Autor besitzt aus seiner Berufstätigkeit als Sozialarbeiter ein Hintergrundwissen.
Peter Buwalda schildert in seinem 638 Seiten starken Debütroman „Bonita Avenue“ den Zerfall einer Familie. Diese Lesung wie diejenige von Peeters wird aus deutschen Übersetzungen und etwas O-Ton in der Fremdsprache stattfinden, und die Gespräche mit den Autoren übersetzt Gregor Seferns, der auch „Bonita Avenue“ ins Deutsche übertragen hat. gmk