Auflauf im kargen Jugendzimmer

Das Kresch-Theater befasst sich mit Vereinsamung.

Krefeld. Es gibt sie also, die Menschen, die sich nicht herauswagen aus ihrem eigenen Zimmer. Die erstarrren, wenn alltägliche Anforderungen an sie gestellt werden, die sich — kurzum — nicht zu leben trauen. In Japan nennt man dieses Phänomen Hikikomori. Denselben Namen trägt ein Stück von Theaterautor Holger Schober.

Daran haben sich Regisseurin Anna Brass und ihre große Schauspielergruppe — 38 junge Leute von elf bis 15 Jahren — bei ihrer Produktion „Ich warte nur auf den Regen“ orientiert.

In der Größe der Gruppe und ihrer Verwandlung von der einzelnen Person in immer neue Formationen, immer neue Gruppenzusammenhänge liegt das Problem dieser Inszenierung: Wie kann ich Vereinzelung darstellen, wenn immer gefühlte 50 Menschen auf der Bühne sind? Lauter Alter Egos in einem kargen Jugendzimmer.

Vortrefflich gelingt die Darstellung der Einsamkeit an einer Stelle: „Wer bist Du?“, fragt ein größerer einen kleineren. „Dein inneres Selbst!“, antwortet dieser. „Bist Du nicht viel zu klein zum Wachsen?“ lautet dann die erschrockene Frage. Hier lässt sich die Not der jungen Charaktere nachempfinden.

In vielen anderen Szenen sieht man immer die Masse in wasserblauen, schwarzen oder grauen T-Shirts, mit dunkel geschminkten Augen (die Rockgruppe Kiss lässt grüßen).

Die Jugendlichen widerstehen dem Psycho-Druck der bösen Mutter, ekeln sich über Würmer in Äpfeln, verfallen in pure Verzweiflung. Doch da die Gruppe sich immer wieder neu formt (Choreografie: Andreas Simon), verbleibt sie eben in Interaktion. Die der pubertären Einsamkeit entgegensteht.

Aber, so hat es die 15-jährige Mitspielerin Cathy Völpel formuliert: Es geht „darum, dass man sich gegenseitig helfen kann“. Und deshalb gibt es nach all dem Regen und Gewitter ein versöhnliches Ende im Sonnenschein, das von den Besuchern herzlich begrüßt und beklatscht wird. Es gibt einen Weg heraus aus der Einsamkeit in die Gemeinsamschaft.

Nächste Premiere des Kresch-Theaters aus der Reihe „Play Krefeld“, diesmal mit dem Stadtjugendtheater 2: Samstag, 19 Uhr, „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“, Papst-Johannes-Haus, St.-Anton-Straße 66.