Wie man Bach zum Swingen bringt

Kein Ton wird verfälscht — doch der Meister klingt ganz anders.

Krefeld. Der Programmzettel klingt eher trocken: „Improvisationen über berühmte Werke von Bach“ heißt es dort. Wer hätte gedacht, dass daraus am vergangenen Sonntag in der Alten Kirche so ein kurzweiliges Konzert entstand?

Mit jedem Takt bleibt Johann Sebastian Bach unverkennbar. „Weil wir treu sind und keinen Ton weglassen“, erklärt Torsten Laux, Professor für Orgel an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. „Wir tun so, als hätte Bach im 21. Jahrhundert gelebt und wäre einer von uns.“

Vermutlich wäre der Komponist dann ein Weltbürger gewesen, vertraut mit vielen Instrumenten und Musikstilen rund um den Globus. Eine kleine völkerkundliche Abteilung hat der Perkussionist Boris Becker im Halbkreis aus Notenblättern aufgebaut: unter anderem Caxixi (mexikanische Rasseln), Chimes (chinesisches Windspiel), Glocken, Tempelblöcke und das vertraute europäische Schlagzeug.

Mit seinem faszinierenden Spiel gibt vor allem er Bachs berühmtesten Werken swingende Noten, dann wieder afrikanisch oder asiatisch angehauchte Töne. Wie können doch ein barocker Komponist und moderne Weltmusik harmonieren!

Der Dritte im Bunde des hochkarätigen Trios ist Klaus-Peter Riemer, ein Meister der Querflöte. Zum besonderen Ohrenschmaus wird das Zusammenspiel mit den Flötenregistern der Orgel, aber auch das Stück „Badinerie“ mit seiner berühmten Melodie, die er noch virtuoser und rhythmischer präsentiert, als es Bach einmal vorgesehen hat.

Ohnehin sind es Stücke aus den Top Ten der Bachwerke, wie beispielsweise die Bourrée, Air oder Toccata und Fuge in d-moll, die die drei Herren aus Düsseldorf präsentieren. Ihre Improvisationen haben sie bereits gut vorbereitet, so dass ein perfekt abgestimmtes Spiel zustande kommt: eine wunderbare Entdeckungsreise in teils exotische Klangwelten, die man nicht mit barocker Musik verbindet. Ein Hochgenuss — außer für Puristen.