Baldessari-Schau: Illustre Gäste im Haus Lange
Die neue Ausstellung knüpft an die spektakuläre Gursky-Schau an.
Krefeld. "Sie sind ein Experte für Blockbuster- Ausstellungen." Mit diesen Worten begrüßte Kulturdezernent Roland Schneider Museumschef Martin Hentschel bei der Eröffnung der Baldessari-Schau am Sonntag in Haus Lange. Zwar bildeten sich diesmal keine so langen Schlangen wie bei der alle Rekorde brechenden Gursky-Ausstellung im Herbst, doch das so spektakulär veränderte Haus Lange zog viel kunstbegeistertes Publikum an.
Unter den Gästen wurde Aktionskünstler HA Schult mit seiner diesmal unspektakulär gekleideten "Muse" Elke Koska gesichtet. Eher unauffällig bewegte sich Andreas Gursky durch die Räume und wird sich bei den Eröffnungsreden wohl seinen Teil gedacht haben. Denn auch bezüglich des internationalen Ansehens der beiden so unterschiedlichen Künstler wurden Vergleiche gezogen.
Während Gursky kürzlich mit dem Kaiserring der Stadt Goslar geehrt wurde, wird Baldessari im Sommer auf der Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Martin Hentschel hätte dem anwesenden Künstler den Preis am liebsten direkt überreicht und bescheinigte ihm für seine zutiefst ironische Umdeutung der Bauhausarchitektur "a great smile from Mies".
Von Irritationen im Vorfeld der Ausstellung berichtete Roland Schneider mit einem Schmunzeln. Er zitierte aus dem Brief einer besorgten Bürgerin, die angesichts der zugenagelten Fenster befürchtete, Haus Lange stünde kurz vorm Abriss. Der Kulturdezernent erinnerte auch an andere spektakuläre Eingriffe in das Erscheinungsbild der Häuser, wie 1971 durch Christo oder 2006 durch Shiro Matsui.
Barbara Könches von der Kunststiftung NRW, die die Schau finanziell unterstützt hat, hob als Merkmal dieser Ausstellung die spezielle Ortsbezogenheit hervor. "In der Welt des Internets gehe dieser Aspekt zunehmend verloren, so Könches.
Baldessari zeige das Haus als hermetisch verschlossene Skulptur und erzeuge durch die Backsteintapete im Inneren ein klaustrophobisches Gefühl, so Hentschel. Die Weite der kalifornischen Strandbilder, die anstelle der Fenster in Inneren zu sehen sind, fanden ein positives Echo.
Will Cassel verspürte direkt Reisefieber und brachte seine Begeisterung auf den Punkt: "Ich finde es toll, wie er die Ikone Mies van der Rohe ironisch demontiert." Der Künstler selbst schwieg zu alldem bescheiden, signierte aber bereitwillig Kataloge und Plakate. Auch da wiederholte sich der Gursky-Effekt.