Ballett: Drill und Disziplin sind nicht alles
Kinder und Jugendliche tanzen mit Freude.
Krefeld. Seit 30 Jahren leitet Marianne Lüthke-Dietz ihre Ballettschule in Fischeln. In regelmäßigen Abständen müssen ihre Elevinnen und Eleven auf die Bühne, um zu zeigen, was sie gelernt haben. Jetzt war es wieder einmal so weit.
In der Aula der Montessori-Gesamtschule präsentierten sich am Sonntag mehrere Gruppen, wobei der Spaß aber nicht zu kurz kam. Über das Jubiläum ihrer Schule verlor die bescheidene Pädagogin in ihrer Begrüßungsrede kaum ein Wort.
Bis 1980 war die heute 60-Jährige noch selbst als Tänzerin am Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert. Ihr Mann Peter Lüthke, obwohl eigentlich schon im Ruhestand, tritt dort noch gelegentlich als Buffo auf. Eine Tochter der beiden betreibt eine Ballettschule im Kempen. Eine kunstverrückte Familie.
In weißen Trikotagen und weißen Tutus bestritt die Gruppe der Ältesten - etwa ab 15 Jahren - den Auftakt mit Szenen aus "Giselle". Die 16 Mädchen zeigten auch Spitzentanz, und der einzige Junge unter lauter Mädchen wirkte auch schon mit.
Dann kam die Gruppe der nächst Jüngeren - zwischen zehn und zwölf Jahren alt - und ließ in einem spanischen Tanz kokett die Fächer kreisen. Rührend, wie danach Lüthke-Dietz ihre Küken von der Bühne treiben musste. Nach ihrem Stöckchentanz blieben die Vier- bis Sechsjährigen einfach am Bühnenrand stehen. Der große Applaus hatte die kleinen Mädchen überwältigt.
Mit Piratentanz und Cheerleader-Pom-Pom-Tanz ging es heiter weiter, bevor mit Stücken aus Orffs "Carmina Burana" noch einmal musikalischer Ernst einkehrte. Hier hätte der Tanz vielleicht etwas weniger lieblich ausfallen können. Den klassischen Höhepunkt nach der Pause bildeten mehrere Szenen aus dem romantischen Ballett "Paquita", den Schlussakkord aber setzte Jazz-Dance zu einem Michael-Jackson-Medley.
Bei den älteren Mädchen waren asketische Figuren, die auf besonderen Drill oder Ehrgeiz schließen lassen, nicht zu sehen. Perfektion ist hier nicht alles, und gerade das macht diese Ballettschule liebenswert. Kindern und Jugendlichen wird dort Spaß an der Bewegung zu Musik vermittelt. Disziplin gehört trotzdem zum Training, Lüthke-Dietz findet offenbar das richtige Maß.