Frühlingskonzert Bayer-Symphoniker: Facettenreiche Reise ins Unbekannte

In ihrem Programm „See(len)bilder“ präsentierten die Bayer-Symphoniker Raritäten von Elgar, Nielsen und Sibelius.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Zunächst fällt ein Einbruch bei den Besucherzahlen des Frühjahrskonzerts auf: Nur geschätzt ein Viertel des großen Saales im Seidenweberhaus ist gefüllt. Wenn in vergangenen Jahren ein Konzert der Bayer-Symphoniker Krefeld-Uerdingen immer wie ein riesiges Familientreffen aussah, so ist es dieses Mal auch eher ein Treffen der Senioren. Junge Leute sind genau so selten wie bei sonstigen Sinfoniekonzerten.

Dabei bieten die rund 80 Musikerinnen und Musiker bei ihrem Programm „See(len)bilder“ Werke, die man nicht alle Tage hört. Der musikalische Leiter des Laienorchesters und Dirigent des Abends Thomas Schlerka hat dafür in das Raritätenkabinett gegriffen. Edward Elgars (1857-1934) „Sea Pictures (Seebilder) — ein Liederzyklus für Mezzosopran und Orchester“ ist das eine wenig bekannte Werk. Das andere ist Carl Nielsens (1865-1931) Sinfonie Nr. 2. Diese Sinfonie trägt auch den Titel „Die vier Temperamente“.

So ist der Titel des Frühlingskonzerts bestens ausgewählt. Selbst auf das einleitende Stück, die Tondichtung „Finlandia“ von Jean Sibelius (1865-1957) passt es. Das Werk gilt als die heimliche Nationalhymne im Land der tausend Seen. Dementsprechend darf das Stück auch mit einem gewissen Pathos und viel Feierlichkeit vorgetragen werden, wie es die Bayer-Symphoniker tun.

Den Solopart in Elgars Seebildern hat die Mezzosopranistin Gerda Maria Knauer, derzeit am Nationaltheater Mannheim, übernommen. Die fünf vertonten englischen Gedichte bringen viel Atmosphärisches rund um das Meer. Vom Meeres-Schlummerlied, Liebesschwüren im Hafen oder einem Sabbatmorgen am Meer wird in einer sehr poetischen Sprache gesungen, die man Dank der deutschen Übersetzungen im Programmheft auch verfolgen kann.

Dabei begleitet das Orchester die Sängerin sehr einfühlsam und lässt ihrem dramatischen Mezzosopran viel Raum. In seiner Interpretation unterstreicht es schön die entsprechenden Stimmungen und präsentiert sich als ein homogener Klangkörper. In Nielsens Schilderung der vier Temperamente können die Orchestermitglieder noch mehr von ihren Fähigkeiten zeigen. Schließlich stecken in den Charakterbildern noch größere Anforderungen und zum anderen ist die Zurückhaltung gegenüber einer Sängerin nicht mehr notwendig.

Mit einem langen Applaus bedankt sich das Publikum für die facettenreiche Reise in eine wenig bekannte Musikwelt.