Chorkonzert im Seidenweberhaus: Wilde Geschichten voller Glut
Mit tragischen und fantastischen Stoffen überzeugt der Konzertchor, leider vor wenig Publikum.
Krefeld. Erschreckend leer war das Seidenweberhaus beim 1. Chorkonzert der Saison — nicht mehr als ein Drittel der Plätze war besetzt. An der Musikauswahl kann es nicht gelegen haben, denn mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms stand romantische Chorliteratur auf dem Programm.
Die Komponisten bringen zwar tragische, fantastische und antike Themen nach Textvorlagen von Goethe, Schiller und Hölderlin zum Klingen — und damit nicht unbedingt vertraute Gedanken oder eine leicht verständliche Sprache. Doch die vollständigen Texte im Programmheft halfen dabei, den Inhalten zu folgen.
Der Niederrheinische Konzertchor, diesmal in der Einstudierung von Michael Preiser, der das Konzert auch dirigierte, bewies, wie hervorragend er artikuliert und den Texten eine lebendige Interpretation gibt. „Die erste Walpurgisnacht“ von Mendelssohn Bartholdy verlangte den Sängern einiges ab. Die wilde Geschichte handelt von einem keltischen Volksstamm, der sich gegen seine christlichen Unterdrücker auflehnt und ein heidnisches Frühlingsfest feiern will. Im Chor der Wächter, der Druiden und des Heidenvolks, bei den Zeilen „Kommt mit Zacken und mit Gabeln und mit Glut und Klapperstöcken“ wird offensichtlich, mit wie viel Glut die Sänger das Werk interpretieren. Vier Solisten — Katharina Ihlefeld (Alt), Michael Siemon (Tenor), Rafael Bruck (Bariton) und Andrew Nolen (Bass) — unterstützten sie im wilden Treiben der Walpurgisnacht.
Nach der Pause boten der Chor und die Niederrheinischen Sinfoniker romantische Werke von Johannes Brahms. In seiner Komposition „Nänie“ schildert er in wohlklingenden Harmonien, dass auch Götter weinen, dass das Schöne verblüht und das Vollkommene vergeht.
Dramatischer wird es beim „Gesang der Parzen“ aus der Tragödie „Iphigenie auf Tauris“. Dieses Werk hat eine besondere Verbindung zu Krefeld, denn Brahms widmete 1883 seine handgeschriebene Partitur dem Krefelder Singverein „den Freunden in Crefeld herzlich dankbar“. Diese Partitur befindet sich heute im Krefelder Stadtarchiv.