Die Erinnerungen führen aus dem Schmerz

Karel Vanek verarbeitet in „Orphans“ den Tod von Eva Cerna.

Krefeld. Ein schräges Geviert aus Neonröhren liegt auf dem Tanzboden der Fabrik Heeder, große Lamellenrollos in verschiedenen Formen hängen im Hintergrund - mal städtische Skyline, mal blinde Fenster zur Außenwelt, manchmal auch spröde Projektionsfläche für eine verlorene Zeit.

"Orphans", übersetzt Waisenkinder, heißt das traurige Stück von Eva Cerna und Karel Vanek, das in Zusammenarbeit mit dem Krefelder Musiker Markus Maria Jansen im letzen Jahr in der Tanzreihe "Fused" Premiere haben sollte.

Die schwere Krankheit Eva Cernas kam dazwischen, sie verstarb in diesem Jahr. Man kann nicht anders, als in der jetzigen Version von "Orphans" eine Auseinandersetzung mit dem Tod der bekannten Tänzerin zu sehen, einen schmerzensreichen Reflex auf den Verlust.

Nackt liegt Karel Vanek im Dämmerlicht auf der Bühne. Zuckende Bewegungen halten ihn am Boden, es braucht lange, bis der gefallenene Mensch sich erhebt. Es sind Erinnerungen an den verlorenen Menschen, die schmerzen.

Und es sind eben diese Erinnerungen, die aus dem Schmerz heraus führen. Mit zwei Weingläsern werden Begegnungen evoziert, über Band hören wir Geplauder und immer wieder den zentralen Satz: "Ich werde dich nicht verlassen, ich bleibe hier."

Vaneks oft improvisiert wirkende Bewegungen werden von Markus Maria Jansen live begleitet. Band-Einspielungen erweitert er zu einem oft schrägen Soundteppich. In dichten Momenten ist nicht zu unterscheiden, ob die Musik den Tanz vorantreibt oder umgekehrt. Manchmal verliert sich das Zusammenspiel auch im quälenden Nebeneinander.

Der verlorene Mensch lebt in der Erinnerung weiter: In einer bestürzenden Traumsequenz bleibt Vanek am Boden liegen und wir sehen als Projektion, wie sich Eva Cerna vom Boden erhebt und weiter tanzt.