Die Faszination des Ortes
Experten, Kreative und Architekt Paul Robbrecht treffen sich auf dem Egelsberg und reden über die Magie des Mies-Modells.
Die Besetzung ist hochkarätig: Neben kunsthistorischen Experten hat Kuratorin Christiane Lange den Architekten Paul Robbrecht und den Künstler Thomas Schütte zum jüngsten Symposium ins Mies-Modell auf dem Egelsberg eingeladen. Das Thema ist der Schauplatz selbst, jenes 1:1-Modell nach alten Plänen Ludwig Mies van der Rohes.
Im lockeren Gespräch mit Julian Heynen, früherer Vizechef der Krefelder Kunstmuseen, äußern beide sehr persönliche Ansichten zum Thema. So bekennt Robbrecht, der Architekt des Modells, dass er selbst im Modellbauen kein Geschick habe und das Zeichnen vorziehe. Zeichnen sei für ihn mehr ein Vorgang von innen, von der Konstruktion her, während man bei einem Modell mehr den Blick von außen habe.
Für seine Umsetzung des Golfclub-Modells dienten ihm als Material mehrere Originalzeichnungen von Mies. Das Lesen dieser Pläne war für ihn ein Erlebnis. Fehlende Details musste er interpretieren. So war das Verstehen der Proportionen eine Herausforderung, vor allem bei der Höhe des Gebäudes. Robbrecht bewundert an Mies das Gefühl für Details und kostbare Materialien, Dinge, auf die das Modell allerdings bewusst verzichtet. „Die Idee einer Idee ist realisiert worden“, fasst Robbrecht seine Arbeit zusammen.
„Ein Modell ist eine Sprachform, die von Jung bis Alt jeder versteht“ bringt es Thomas Schütte nüchtern auf den Punkt. Für den Düsseldorfer Künstler dient das Modell der Formfindung und ist mit erzählerischen, spielerischen Aspekten behaftet. „Ein Modell ist noch Spiel, danach wird es ernst“ sagt er.
Das Golfclub-Modell sieht er als Ort an, wo etwas passiert. „Ein Modell ist keine Theorie, sondern extreme Praxis“ betont Schütte. Dass sich über Modelle trotzdem jede Menge Theoretisches sagen lässt, zeigt die erste Hälfte des Symposiums. So stellt Oliver Elser vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt verschiedene Funktionen von Architekturmodellen vor, als Werkzeug, Utopie oder Fetisch.
Reinhard Wendler von der Züricher Hochschule der Künste nimmt über die Bedeutung von Größenverhältnissen Bezug zum Mies-Modell. Durch die 1:1-Umsetzung werde die sinnliche Erfahrung intensiviert, das Objekt sei ein eigenständiges Werk der Gegenwartskunst. Die Besonderheit des begehbaren Ortes hebt zum Abschluss Kunsthistoriker Stefaan Vervoort hervor: „Normalerweise kann man nicht hineingehen — hier kann man es.“
Ein Fazit des Austausches: Auch die Experten sind der Faszination des Ortes erlegen.