Die Städte verspielen das Vertrauen
Es gibt gute Gründe, das Theater künftig als gemeinnützige GmbH zu führen. Der neue Intendant Michael Grosse hat sie oft genannt und dabei stets betont, dass man die Belegschaft auf dem Weg mitnehmen müsse.
Nur mit gegenseitigem Vertrauen ist ein solcher Schritt möglich.
Die Städte sind auf dem besten Wege, dieses Vertrauen zu verspielen. Zwar haben sich die Verantwortlichen im Februar mehrere Stunden lang den Fragen der Mitarbeiter gestellt, doch seitdem kochen sie offenbar ihr eigenes Süppchen. Unbemerkt von der Öffentlichkeit ist aus der - in den Räten beschlossenen - Prüfung der GmbH-Gründung eine "Verpflichtung" geworden, wie Kulturdezernent Roland Schneider selbst zugegeben hat. Schon diese eigenmächtige Umdeutung demokratischer Beschlüsse erzeugt Misstrauen.
Nun folgt der zweite Schlag für die Glaubwürdigkeit: Es tauchen Zweifel an jener Drohkulisse auf, die angeblich die Finanzbehörden aufgebaut haben. Ihr "Druck" und "Drängen" wird als wichtigstes Argument für eine schnelle GmbH-Gründung hochgehalten. Durch die Auskunft des Finanzministeriums bekommt es sichtbare Risse.
Diesen doppelten Vertrauensbruch könnten die Mitarbeiter nun zum Anlass nehmen, vollends in die Opposition zu gehen. Dem Theater würde eine solche Blockade gewiss schaden - besonders angesichts schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen. Verständlich wäre sie gleichwohl.
Die Städte müssen nun dreierlei tun, um eine Eskalation zu verhindern. Erstens müssen sie alle weiteren Diskussionen so offen wie möglich führen - beginnend mit dem Workshop am kommenden Dienstag. Zweitens müssen sie den Druck aus den Verhandlungen nehmen und den Zeitplan notfalls verschieben. Drittens müssen sie das Finanzamt vom Steuergeheimnis entbinden, damit der Widerspruch sich auflöst - bevor jemand auf die Idee kommt, es könne sich um eine Lüge handeln.