Ein zazaisches Märchen — Tod zwischen Erbsen

Der Krefelder Autor Hakki Cimen hat ein Bilderbuch veröffentlicht.

Hakki Cimen stammt aus der Türkei und gehört dem Volk der Zaza an.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Eine Maus und ein Hahn gehen eine Freundschaft ein: Sie helfen sich gegenseitig und schlagen sich durchs Leben. Als sie einmal großen Hunger haben, sammeln sie zusammen Erbsen und kochen sich einen Eintopf. Doch kurz bevor er fertig ist, muss einer der Freunde das Grasdach abdichten.

Mit einer List schickt die Maus den Hahn aufs Dach, der die Aufgabe verrichtet. Aber: Die Maus macht sich unterdessen allein an den Erbseneintopf. Dabei ertrinkt sie jedoch auf dem Boden des Topfes. Der Hahn ist ganz bestürzt und schreckt die ganze Tier- und Menschenwelt auf. Aus dem Tod der Maus wird von Mund zu Mund eine riesengroße Geschichte.

Die erzählt der Krefelder Hakki Cimen in einem Bilderbuch. Er hat sich das Geschehen nicht selber ausgedacht, sondern er gibt ein Märchen wieder, das ihm seine Tante Gule vor vielen Jahren erzählt hat. „Sie war eine der letzten Vertreterinnen der Erzähltradition in unserer Heimat“, sagt er.

Hakki Cimen stammt aus der Türkei und gehört dem Volk der Zaza an. Dieses ist seit dem 10. Jahrhundert in Anatolien beheimatet. Ihre Sprache gilt als eine von 24 nordiranischen, entfernt verwandt mit dem Kurdischen.

Bis in die 90er Jahre hinein war die Sprache aber verboten. Schon seit einiger Zeit bemühen sich ausgewanderte Zaza, ihre Kultur zu erhalten und weiterzugeben. Sie schreiben die Werke aus ihrer Erzähltradition auf. Für deutsche Leser hat Hakki Cimen nun die Geschichte von der gierigen Maus aufgeschrieben: „Der Erbsen-Aga. Ein zazaisches Märchen“ erschien im Anadolu Verlag Hückelhoven, auf Deutsch und auf Zazaisch.

Schöne bunte Bilder zu Landschaft, Tier und Mensch hat dazu die Krefelderin Sabine Neupert, ebenfalls engagiert in Sachen Kultur der Zaza, gezeichnet.

Das Leben, die Flora und Fauna sowie die geschmackvolle bunte Kleidung hat sie gut getroffen. Und auch die Maus, die bei ihrem Ende mit dickem Bauch und einem Lächeln zwischen lauter grünen Erbsen liegt.