Eine Operette im Theater hintenlinks
Eine musikalische Komödie um Friedrich den Großen feiert im Herbst Premiere. Vorher kommen Waldoff und die Kriegskinder zurück.
Krefeld. Fast zehn Jahre gibt es das Theater hintenlinks in der ehemaligen Brotfabrik Im Brahm an der Ritterstraße. Peter Gutowski schreibt die Stücke, seine Frau Anuschka steht auf der Bühne. Freie Künstler unterstützen die beiden. In diesem Jahr hat sich Theaterbetreiber und Regisseur Peter Gutowski vorgenommen, „Die Operette vom Kartoffelkönig“ zu schreiben. „Ich war im Schloss Sanssouci und habe den Stuhl gesehen, auf dem Friedrich der Große gestorben ist und da war klar, dass ich was dazu machen muss“, sagt Gutowski.
Im Moment schreibt er noch an der Komödie. Bis zur Premiere der Operette stehen den beiden aber noch Wiederaufnahmen ins Haus. Die 80er Show „Popper, Punker, Yuppies“ wird Freitag, 20. März, und Samstag, 21. März, gezeigt, dann ist erstmal Schluss. „Das Stück ist sehr beliebt, das werden wir auch in der kommenden Spielzeit wieder im Programm haben“, sagt Peter Gutowski.
Im April stellt sich die Frage, wer ist eigentlich Claire Waldhoff? Für zwei Termine kommt die Aufführung „Kopf mit flammendrotem Haar — Das Leben der Claire Waldoff“ zurück auf die gemütliche Bühne des Theaters in der ehemaligen Brotfabrik Im Brahm. Am 17. und 18. April wird das Leben der singenden Schauspielerin Waldhoff präsentiert, die vor allem in den 20er und 30er Jahren erfolgreich war. Wer nun erwartet, dass Anuschka Gutowski in die Rolle Claires schlüpft — weit gefehlt — diese Rolle übernimmt eine extra dafür angefertigte Puppe.
Biografien sind Peter Gutowskis Leidenschaft. Passen auch zu dem historischen Gemäuer: Die Nationalsozialisten hatten das jüdische Kollektiv, dem das Fabrikgebäude gehörte, enteignet und es der Familie Im Brahm gegeben. Die Parallele zu Waldhoff ist, dass sie durch die Nationalsozialisten einen Großteil ihrer Auftrittsmöglichkeiten verloren hat, weil kleine Bühnen oft in jüdischer Hand waren. „Außerdem fanden die Nazis die Hosenrollen, die sie spielte, nicht toll, sie wollten, das Frauen zuhause blieben und viele Kinder kriegen“, erklärt Anouschka Gutowski. Waldhoff starb verarmt.
Am 27. März, 24. und 25. April geht es mit Claire Waldhoff weiter. Der Liederabend „Da wackelt die Wand!“ präsentiert Werke, die nicht mehr in das Stück gepasst haben. „600 bis 700 Lieder gibt es von ihr, da haben wir noch einige ausgewählt und eine kurze Rahmenhandlung drumherum gebaut. Damit wollen wir zeigen: Die Musik der 30er Jahre war keineswegs bieder, das war eine Partyzeit“, sagt Peter Gutowski.
Im Mai wird dann das Dokumentartheaterprojekt „Kriegskinder“ wieder aufgenommen. Anhand einer Familiengeschichte werden reale Tragödien erzählt. „Eine Frau sagte mal in einer der Veranstaltungen: ,Wir waren die Opfer auf der falschen Seite’“, sagt Anouschka Gutowski. Es geht um all die Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs Kinder waren und von den Kriegsgeschehen traumatisiert wurden. „Später wollten sie nicht darüber reden oder dachten, dass es niemanden interessiert.“ Die Aufführungen sind am 5. bis 8. Mai um 10.30 Uhr und zusätzlich am 6., 8. und 9. Mai auch um 19/ 19.30 Uhr. Jeweils wird einer von drei Zeitzeugen anwesend sein.