Der Sammler Kalle Pohl
Mit seinem neuen Programm „Selfi in Delfi“ ist er am Samstag im Südbahnhof.
Krefeld. Karl-Heinz „Kalle“ Pohl ist 63 Jahre alt. Vielen ist er wohl bekannt aus der Sendung „7 Tage, 7 Köpfe“. Der Kabarettist kommt am Samstag mit seinem Solo-Programm „Selfi in Delfi“ in den Südbahnhof. Im Interview erzählt er, woher seine Ideen kommen.
Herr Pohl, waren Sie schon mal in Krefeld?
Kalle Pohl: Ich war im vergangenen Jahr mit meinem Programm „Du bist mir ja einer!“ im Glasfoyer des Stadttheaters und auch einmal für eine Karnevalsveranstaltung im Seidenweberhaus. Ich habe das Krefelder Publikum in guter Erinnerung. Dass ich im Südbahnhof auftrete, ist quasi eine Premiere.
Sie präsentieren ein ganz neues Programm, das noch gar keine Premiere hatte. Wie ist das für Sie?
Pohl: Die ersten Abende sind sehr spannend, weil „Selfi in Delfi“ bis jetzt nur ein Schreibtischprodukt ist. Ein Kollege und ich habe da etwa neun Monate dran gearbeitet — das ist ein bisschen wie ein Kind kriegen. Das Programm ist wie ein lebender Organismus im Entwicklungsprozess, mal sehen wie die Krefelder darauf reagieren.
Bedeutet das, wenn eine Pointe nicht funktioniert, würden Sie an dem Programm noch etwas verändern?
Pohl: Ja, auf jeden Fall. Einiges haben wir auch schon verändert. An der Nummer Kettensägenmörder haben wir lange geknackt.
Was erwartet den Zuschauer am Samstag?
Pohl: Ich mache nicht anderthalb Stunden Stand-Up-Comedy. Es gibt Musik, Gedichte und ein Mini-Theaterstück - am Ende gibt es auch noch eine kleine Balletteinlage. Für mich ist die Abwechslung ganz wichtig. Das ist natürlich auch ein Wagnis. Hein Spack wird nach Delphi fliegen und sich über die herumliegenden Trümmer ärgern. Dabei geht es auch um die Egogesellschaft, in die wir immer mehr reinrutschen. Überall Selfies, das ganze Internet ist voll davon.
Sie machen den Job jetzt 42 Jahre. Woher kommen die Ideen für so ein Programm?
Pohl: Es gibt da eine wissenschaftliche Theorie — von mir. Acht bis zwölf Prozent Talent brauchst du. Zwölf ist Picasso, zehn ist gut. 80 Prozent ist Arbeit und der Rest ist Glück. Ich beobachte die ganze Zeit. Das ist Fluch und Segen zugleich. Manchmal will ich das gar nicht, aber ich sammele permanent, wenn ich unterwegs bin oder einfach nur Bahn fahre. Das nutze ich dann für mein Programm.
Macht Ihnen der Job immer noch Spaß?
Pohl: Ja, sonst würde ich ihn nicht machen. Der Weg eines Künstlers ist mit einer Unsicherheit und Angst verbunden, wenn man nicht zu den oberen zehn gehört, die ausgesorgt haben. Ich habe aber zwei Standbeine, einmal die Soloprogramme und dann das Theaterspielen, und damit ging es bislang sehr gut. Aber erst mal sitze ich vor einem weißen Blatt Papier, wenn ein Programm entstehen soll.
Pohl: Nein, ich bin einmal vor 6000 Menschen aufgetreten, da habe ich mich sehr unwohl gefühlt. Mein Metier kommt aus der Kleinkunst und da gehört es auch hin. Ich sitze den Zuschauern sozusagen auf dem Schoß und sie mir. Mit den Jahren habe ich auch gelernt, die Gefühle im Theater zu spüren. Was das Geld angeht, hätte ich gern einen Sechser im Lotto, aber in unpersönlichen Mehrzweckhallen spielen, um diese Kohle herauszubekommen, das will ich nicht. Ich will mein Programm nicht einfach abliefern, sondern mit dem Publikum in nächster Nähe einen besonderen Abend erleben.