Festival Move!: Tanzende Weltenbummler

Der Israeli Avi Kaiser und der Italiener Sergio Antonino sind international aktiv. Ihr Tanzatelier haben sie in Duisburg.

Krefeld. Sie kommen aus Krefelds direkter Nachbarschaft, doch ihre Gastspiele finden meist im europäischen Ausland und in Nordamerika statt. So kommt es, dass man die Choreographen und Tänzer Avi Kaiser und Sergio Antonino in ihrer Wahlheimat Nordrhein-Westfalen bisher als nicht so präsent empfunden hat.

"Wir sind häufig unterwegs", sagt Kaiser. Auch ihre aktuelle Produktion "Piyut" hatte im Mai im italienischen Reggio Emilia Uraufführung. Am Sonntag kann man sie in der Fabrik Heeder sehen.

Nördlich der Duisburger Innenstadt, mit Blick auf den Innenhafen, haben Kaiser und Antonino über den Räumen einer Druckerei "ihr Dach" gefunden. "The Roof" nennen sie ihr Tanzatelier, das sie seit 2002 betreiben.

Mit der deutschen Tanztheater-Ikone Susanne Linke hat Kaiser seit 1991 mehrfach zusammengearbeitet. So verwundert es nicht, wenn er erklärt: "Wir kommen nicht vom abstrakten Tanz, wir suchen eine Bewegung nicht aus, nur weil sie schön ist." Vielmehr interessiere sie immer das Warum einer Bewegung.

Kaiser wurde 1954 in Tel Aviv geboren, Antonino ist Jahrgang 1974 und stammt aus der Region Apulien. Das Ruhrgebiet ist eine städtische Landschaft, in der sich beide wohlfühlen. Grau sei nur auf den ersten Blick die vorherrschende Farbe, sagt Kaiser. Auf den zweiten Blick passiere hier viel Interessantes. Die Städte seien immer Orte der Arbeit gewesen: "Das sind auch für Künstler fruchtbare Orte."

Der hebräische Begriff Piyut bezeichnet einen Text, der im jüdischen Gottesdienst Verwendung findet, erklärt Kaiser. Piyutim seien aber in der ganzen Welt entstanden. Der israelische Rockstar Rami Fortis hat die Musik für die Choreographie geschrieben.

Kaiser vergleicht die Piyutim mit Gospelsongs. Es seien Lieder, mit deren Poesie es Menschen gelingen könne, den Alltag hinter sich zu lassen. Es stecke eine spirituelle Sehnsucht in ihnen, ihr Tanz handle davon.

Auf die Frage, wie man sich das vorstellen könne, vollführt Sergio Antonino eine sanfte Geste mit seiner Rechten und erklärt: "Auch eine Hand kann singen."