Fotoprojekt: Tanzstunde in der Oldtimer-Werkstatt

Tanz und Industrie passt das? Wenn’s nach Anja Hüben und Andreas Willems geht, lautet die Antwort „Ja“. Herausgekommen ist ein spannendes Projekt, dass in einem Bildband festgehalten werden soll.

Foto: Jochmann

Krefeld. Dass in einer Autowerkstatt Musik bei der Arbeit läuft, ist nichts Besonderes. Dass zwischen reparaturbedürftigen alten Wagen zusätzlich noch getanzt wird, ist jedoch nicht alltäglich. In der Firma „Oldtimerservice“ von Jörg Enger bewegt sich ein Tanzpaar im 30er-Jahre-Stil zwischen einem 220er Mercedes von 1953, einem VW-Bulli und einem Alpha Romeo von 1955 zu Swing-Musik. Es ist eine Aktion des Perspektivwechsels, den die Jury des Stadtmarketings als förderungswürdig ausgelobt hat.

Dabei geht es um neue Blickwinkel auf die Stadt, die die naturgemäß experimentierfreudigen Krefelder erfinden und entwickeln konnten. Immer sind es Krefelder Ideen oder Produkte, die in die Industrie und Wirtschaft der Stadt involviert sind. Textildesignerin Anja Hüben sowie Designer und Fotograf Andreas Willems haben sich den „Tanz in Fabrikhallen“ oder auch: „Industrial Dancing“ ausgedacht.

„Wir planen beispielsweise weitere Aktionen bei der Firma Ascot Krawatten und der Tischlerei Legno“, erklärt Willems. „Wir verarbeiten die einzelnen Motive in einem Kalender. Dazu brauchen wir zwölf Monatsbilder, eins fürs Deckblatt und eins, das die Mitstreiter, also Tänzer und Werkstätten, aufzeigt.“ Hüben hat sich seit 30 Jahren den afrikanischen Tänzen verschrieben. Dazu gehöre beispielsweise „Sabar“ aus dem Senegal, berichtet sie. Der richtige Ort, um ihn zu präsentieren, fehlt zwar noch, aber Hüben ist sicher, dass sie ihn noch finden werden.

An diesem Tag steht bei Enger jedoch Lindy Hop auf dem Programm. Es ist ein amerikanischer Tanzstil aus den 1930er und 1940er Jahren, der als Vorläufer der Tänze Jive, Boogie-Woogie und des akrobatischen Rock ‘n’ Roll gilt. „Noch haben wir keinen Plan, wie wir die verschiedenen Dinge wie Musik, Tanz und Wagen zusammenbringen. Wir wollen alles heute entwickeln“, erklärt sie. Willems ergänzt: „300 bis 500 Fotos werden dabei entstehen. Davon bleiben vielleicht zwei übrig, die den Verantwortlichen des Stadtmarketings für den Kalender vorgelegt werden.“ Das Tanzpaar Melanie Struve und Thomas Zanders — beide sind Tanzlehrer — ist zeitgemäß im 30er-Jahre-Stil gekleidet, so dass alles zusammenpasst: Autos, Tanz, Kleidung und Big Band-Sound. „Wir haben noch nie um ein Auto herum getanzt“, erklärt Zanders.

Und seine Partnerin ergänzt: „Wir machen hier mit, weil das Projekt des Perspektivwechsels gut ist und wir es unterstützen möchten. Es ist die sauberste Werkstatt, die ich kenne“, sagt sie und lächelt.

Im Gegensatz zu allen Beteiligten ist diese Aktion für den gelernten Autosattler Jörg Enger nicht neu. „Bei mir haben bereits Kunstinstallationen und andere Performances stattgefunden. Getanzt wurde zwischen den alten Wagen noch nicht.“