Fused: Tanz und Jazz handgemacht

Der Krefelder Jazzer Stefan Rademacher macht seine erste Erfahrung mit dem Theater.

Krefeld. Gebannt starrt Stefan Rademacher auf die Szene. Der Krefelder Musiker sitzt direkt an der Bühne, vor sich hat er einen Tisch mit elektronischem Equipment und einem Monitor. Vor ihm agieren Laura Virgillito, Nusara Maingarm, Bassam Gahzi und Ben Fox. Etwas weiter oben in den Zuschauerrängen sitzt bei dieser offenen Probe auf der Studiobühne der Fabrik Heeder der Choreograph des x.x.y.Theaters aus Wuppertal.

Geraldo Si wurde vom Krefelder Kulturbüro zur Tanzreihe "fused” eingeladen, der Jazzbassist Rademacher wurde ihm als künstlerischer Partner für diese Produktion zur Seite gestellt.

Heute um 20 Uhr ist Premiere für die Uraufführung von "Plastik”. Für Stefan Rademacher, den hiesigen Jazzfans durch seine vielen Auftritte im Jazzkeller bestens bekannt, ist es die erste Theaterarbeit. So kurz vor der Premiere ist er noch dabei, seine Musik dem Stück anzupassen. Man kann jetzt schon sagen, dass er es sich bei der Kreation des Soundtracks nicht leicht gemacht hat, auch weil er von herkömmlichen Verfahren abgewichen ist.

Gängig wäre zum Beispiel, vorhandene Musiken zu einer Collage zusammenzufügen oder auf elektronischem Wege einen Soundtrack zu erstellen. Rademacher aber wollte handgemachte Musik, also ist er mit einem Gitarristen und einem Perkussionisten ins Studio gegangen und hat für die über 40 verschiedenen Szenen, in die er sich den Ablauf unterteilt hat, jeweils einzelne Stimmungen komponiert oder improvisiert.

Da auch das Personal in "Plastik” immer noch viel improvisiert - es handelt sich mehr um Tanztheater als um einen in seinen Abläufen streng fixierten Tanzabend - muss Rademacher die Einspielung flexibel handhaben, was ein kompliziertes Verfahren verlangt. Nachdem er weiß, in welchen Szenen welcher Sound erklingen soll, sampelt er alle Tracks und benutzt zum Abruf die Tastatur eines Keyboards. An dem wird er dann auch heute Abend sitzen und immer noch gebannt auf die Bühne starren, "um bloß an der richtigen Stelle die richtige Taste zu drücken".