Tanz: Eitle Posen der Casting-Show

Geraldo Si karikiert in seiner Performance „Plastik“ das Talent-Gehabe in Fernsehshows.

Krefeld. Die zwei Herren spreizen sich wie die Gockel, die zwei Damen werfen laszive Blicke ins Publikum. Alle posieren um die Wette, buhlen um die Gunst der Zuschauer. Den Jahrmarkt der Eitelkeiten, wie er sich bei einer der beliebten TV-Casting-Shows vor und hinter den Kulissen abspielt, karikiert der Brasilianer Geraldo Si in seinem Stück "Plastik”, das als Uraufführung in der Reihe "fused” in der Fabrik Heeder zu sehen war. Si, der bis 1994 für Pina Bausch tanzte, präsentierte die Performance mit seinem x.x.y.Theater und in Kooperation mit dem Krefelder Jazzmusiker Stefan Rademacher.

Laura Virgillito (Italien), Nusara Maingarm (Thailand), Ben Fox (England) und Bassam Gahzi (Libanon) parlieren in ihren Herkunftssprachen. Das babylonische Gewirr gehört zum Konzept: Es wird viel geredet, doch verstehen tut man einander nicht. Si sitzt am Bühnenrand und schaut gelangweilt auf einen Monitor, ab und zu gibt er den Bühnenarbeiter oder den Inspizienten.

Gemeinsames Agieren hält man nicht lange aus, der andere könnte einem ja die Show stehlen. So mimen Fox und Main-garm zwar ein erotisch verstricktes Pärchen, doch versucht sie immer wieder, ihm das Knie in die Genitalien zu rammen, und er knallt ihr schließlich eine.

Attraktivität gewinnt hier einer für den anderen nur, wenn er einem Promi ähnlich sieht. Virgillito bedrängt Fox wie eine Stalkerin, weil sie bei ihm eine Ähnlichkeit mit Brad Pitt feststellt. Das ist eine der witzigen Szenen in der Aufführung, die mit Tanz, aber auch mit Tanztheater nichts mehr zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um eine Schauspielperformance.

Die Figuren entwickeln sich nicht, ihr Kampf um die Aufmerksamkeit erreicht eigentlich nie existenzielles Niveau. Nach all dem mehr komischen als bedrohlichen Geschubse stehen sie am Ende an der Rampe und dürfen alle ein Liedchen trällern, bis dahin muss man als Zuschauer auch viel Leerlauf ertragen.

Bassist Stefan Rademacher, der für die Performance mehr als 40 Musikschnipsel mit Kollegen im Studio eingespielt hat, mixt live zur Performance. Jazzige bis poppige Liedbegleitungen sind dabei, aber auch folkloristische Musik, die auf die Herkunftsländer der Akteure anspielt. Dazu treten Sounds, die Atmosphäre generieren. Rademachers Begleitung zum Stück kennt keine Pause, und das ist in diesem Fall ausnahmsweise auch gut so, weil die Musik über manchen Leerlauf auf der Bühne hinwegträgt.

Die nächste Aufführung ist am 11. November.