Huckleberry Finn: Mit Wasserpistole und Wortwitz unterwegs auf dem Mississippi

Helge Fedder und Angelo Micaela glänzen auf der Kresch-Bühne nicht nur als Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

Krefeld. Es dauert eine kleine Weile, bis man ’raus hat, was hier gespielt wird — auf der Bühne des Kreschtheaters. Die beiden Schauspieler Helge Fedder und Angelo Micaela waren bei der Premiere nämlich nicht nur Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Sondern sie spielen auch zwei abgetakelte fahrende Gesellen, die bei ihrem Auftritt die Geschichte der beiden wohl bekanntesten Abenteurer der Literatur verkörpern.

Vorher versuchen sie sich auch als Romeo und Julia, was aber fix mit einem „zu viel Schwulst“ abgetan wird. Das ist augenzwinkernde Ironie, mit der die Schauspieler eine Brücke zum Zuschauer schlagen. Der Ebenen sind also thematisch einige, und mit viel Witz, Slapstick, körperlichem Einsatz und allerhand Klamotten springen die beiden zwischen den Ebenen hin und her.

Das ist besonders komisch, wenn Fedder abwechselnd Huckleberry Finn und Potter, den Trinker des Dorfes — leider gerade zu Unrecht im Knast — spielt. Für Huck schlüpft er unter den Hut — links von der Stange —, für Potter setzt er eine Perücke auf und schiefe Zähne ein und steht rechts von der Stange. Und wenn dem Zuschauer schon fast schwindlig wird, wechseln die beiden flugs zur nächsten Szene.

Das gelingt auch deswegen so gut, weil Frank Andermahr diesmal eine runde Bühne gebaut hat, die mit jeder Drehung ein anderes Drittel zum Publikum öffnet. Bunte Stoffbahnen trennen das Schiff auf dem Mississippi oder die Höhle von Tante Pollys guter Stube oder dem Gerichtssaal. Am meisten Spaß macht neben den dauernden Verwandlungen und Sprüngen der Wortwitz, den Autor René Linke eingebaut hat.

Kalauer, Wörterquatsch, verdrehte Sprichwörter amüsieren das Publikum. Dann gibt es die leisen poetischen Stellen, wenn vor lauter Langeweile „die Zeit tropft“ und die Anspielungen für die Erwachsenen im Publikum: „Richtige Abenteuer kann man sich nicht kaufen — auch nicht bei Manufactum“.

Bei der Wasserschlacht — mit Wasserpistolen — wird die spanische Armada versenkt, und wer in der ersten Reihe sitzt, kriegt direkt was ab. Dafür dürfen die Kinder auch mitmachen: Fragen beantworten oder mit Theaterfarbe malen. Das tun sie gern, und machen auch ihre Bemerkungen dazu. Ein wahres Kompliment für dieses Stück aber ist es, wie die Kinder voller Faszination in einzelne Szenen versinken: Theater pur für den Nachwuchs.