In Will Cassels Augen blitzt es noch

Mit 80 Jahren versteht sich Will Cassel ein wenig als Don Quichotte der Kunst. In der Egelsbergmühle zeigt er seine Welt.

Krefeld. Die abgeernteten Felder auf dem Egelsberg sorgen für herbstliche Stimmung. Drinnen in der Mühle blühen noch üppig die Sommerblumen. In bunten Farben leuchten sie von den Bildern Will Cassels. Der 80-jährige Künstler lädt die Besucher damit ein, in seine Welt einzutauchen.

Die kleine Ausstellung "Meine Welt" gibt einen Vorgeschmack auf die große Jahresschau, die traditionell im Dezember im Seidenweberhaus zu sehen sein wird. Hier erlebt man also nur einen Ausschnitt, und doch ist in den Bildern all das zu finden, was einen echten Cassel ausmacht.

Der ewige Kreislauf des Lebens, der sich in den blühenden und welkenden Blumen zeigt, die einfachen Mechanismen von Blechspielzeugen, die den Menschen so ähnlich sind. "Wir Menschen haben auch so einfache Programme", sagt Cassel. "Seit der Steinzeit hat sich nicht viel geändert."

Dass auch ein weißes Tuch eine ganze Welt bedeuten kann, zeigt der Künstler in seiner Performance. Neben einer Vase mit Gartenrosen dürfen auch die weißen Gipszwerge nicht fehlen. Sie - und das wird er nicht müde zu betonen - stehen für eine geistige Ebene und haben mit den kitschigen Gartenzwergen nichts gemeinsam. Sie sind vielmehr der personifizierte Protest gegen diese Verunglimpfung.

Dennoch: Der gesellschaftskritische Aspekt war früher bei Cassel präsenter. "Kunst hat die Welt noch nie verändert", meint er dazu. Er male jetzt nur noch Lustbilder, lebe sein Alterswerk, so der Künstler. Doch in seinen Augen blitzt noch immer der Widerspruch auf. Ein bisschen versteht er sich als Don Quichotte der Kunst, der nicht müde wird, gegen die Windmühlen der Angepasstheit zu kämpfen. Nicht allein deshalb ist die alte Mühle ein idealer Ort für seine Kunst.

Bis 24. August, geöffnet Sa. 15.30 bis 18 Uhr, So. 11.30 bis 18 Uhr, So., 11.45 Uhr, führt Cassel durch die Schau.