Der Entdecker des Veilchens

Christof Hamann liest im Zoo aus seinem Afrika-Roman Usambara.

Krefeld. Ein roter Tisch und zwei rote Holzstühle auf einem Podest, dahinter ein Teich und meterhohe Bäume. Die Vögel zwitschern, die Flamingos gründeln, das Storchenpaar zaust seine Flügel: Es ist Sommerlesezeit im Krefelder Zoo.

Christof Hamann liest aus "Usambara". Das ist der dritte Roman des Literaturwissenschaftlers. In ihm verknüpft er zwei Zeitebenen, die Zeit der Afrika-Expeditionen im 19. Jahrhundert und die Gegenwart in der Figur des Ich-Erzählers Fritz Binder.

Der Afrika-Reisende Leonhard Hagebucher ist Binders Urgroßvater. Geschichten über diesen Vorfahren gehören zu Fritz Binders Kindheit wie Bernhard Grizmek mit seiner Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere". Faszination Afrika: Binder möchte an einem Benefiz-Berglauf auf den Kilimandscharo teilnehmen.

In seiner Lesung wählt Hamann einen kurzen Abschnitt über den Urgroßvater. Hagebucher sah sich als eigentlichen Entdecker des jetzt Usambara genannten Veilchens.

Es geht um Freund Michael, um den Tod seiner Mutter, um eine kleine Liebesgeschichte und um den Berglauf.

Hamann hat für seinen Roman Reisebeschreibungen von Meyer verwendet (Meyer ist der mit dem Konversationslexikon), Anstoß war für Hamann der Aufstand der Hereros gegen die deutsche Kolonialmacht im Jahre 1904. Thema auch im Buch "Morenga" seines Schriftstellerkollegen Uwe Timm.

"Eigentlich wollte ich ein kolonialkritisches Buch schreiben," erklärt Hamann, "aber anderes hat sich in den Vordergrund gedrängt." Viele Häppchen, die Geschmack machen auf die ganze Lektüre und das Ende der Geschichte.

Das Besondere aber an diesem Leseabend ist die Atmosphäre. Denn als Hamann von Krähen liest, landet gerade wieder ein ganzer Schwarm aus seinem Schlafbaum im Zoo. Selten passen Inhalt und Form so gut zusammen.

Christof Hamann: "Usambara", Steidl Verlag, Göttingen.