Nicht den Kopf stecken lassen

Intendant Jens Pesel schwört seine Belegschaft auf eine schwierige Saison ein – fast wie im Fußball.

Krefeld. Die ersten Blicke sind neugierig, aufmerksam, gespickt mit Wohlwollen und einer Prise Kritik. "Meine Schulaula sah ungefähr so aus", entfährt es einer jungen Frau, als sie das Theater auf Zeit (TaZ) betritt. Andere schwärmen von den roten Vorhängen und den gedeckten Farben der Wände. "Das ist wie im Kino", lautet eine beliebte Assoziation.

"Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel."

Jens Pesel zitiert Lukas Podolski

Die Menschen, die das TaZ so entspannt und fröhlich in Augenschein nehmen, werden ein Jahr lang dort arbeiten müssen. Für die Belegschaft, gestern launig begrüßt von ihrem Generalintendanten Jens Pesel, hat die zum Theater umfunktionierte Stadtwerke-Halle die erste Probe offenbar mit Bravour überstanden. Als Pesel die Umbau-Leistung von "herkulischen Ausmaßen" lobt, gibt es donnernden Applaus.

Doch der Intendant spricht auch mahnende Worte. Auf und hinter der Bühne seien in der kommenden Spielzeit Improvisationstalent und Geduld gefragt. Sorgen bereitet Pesel das nicht: "Schließlich ist es Aufgabe der Kunst, Chaos in die Ordnung zu bringen." Schelte gibt es hingegen für Politik und Verwaltung, die "durch Entscheidungen und vor allem durch Nicht-Entscheidungen die Planung nicht gerade erleichtert" hätten: "Und das ist noch milde ausgedrückt."

Im zweiten Teil seiner Rede lässt Pesel ironisch die Ereignisse des Sommers Revue passieren - eine Art private Kabarett-Show für seine Mitarbeiter. "Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel", gibt der Intendant ein Bonmot von Lukas Podolski zum Besten. Da lachen alle, vom Bühnenarbeiter bis zum Dramaturg.

Mit den Fußballer-Sprüchen will Pesel seine verschworene Mannschaft auf das mehrmonatige Dauer-Impro-Theater einstimmen. "Wir dürfen den Kopf nur nicht stecken lassen", zitiert er den Mittelfeldspieler Timo Rost, Kapitän bei Energie Cottbus. Dort ist man es gewohnt, auch eine schwierige Saison unbeschadet zu überstehen.