Jan Raderschatt spielt am liebsten Bratsche

Der Vize der Musikschule ist seit 100 Tagen im Amt und liebt neben der Musik die Natur.

Krefeld. Die ersten 100 Tage sind um: Jan Raderschatt hat im April sein Amt als stellvertretender Leiter der Musikschule angetreten. Der Neue kommt aus Essen, jeden Morgen. Auf dem Tisch im Büro von Haus Schönhausen liegt sein Kasten, offen. Die Bratsche darin ist sein Lieblingsinstrument.

Im Deckel liegt ein abgegriffenes Foto seiner jüngsten Tochter Carlotta, mittlerweile neun Jahre. Die beiden älteren Kinder sind schon 17 und 18 Jahre alt. "Bei der Jüngsten habe ich meine musikalischen Wünsche durchgesetzt", erzählt er, "sie darf nur an den Computer, wenn sie vorher Cello geübt hat."

Diese liebevolle Strenge führt wahrscheinlich dann auch Carlotta zu dem Gefühl, das des Vaters Leben bestimmt: tiefe Liebe zur Musik.

Raderschatt, Jahrgang 1967, wurde in Bielefeld geboren, war nach dem Abitur Jungstudent an der Folkwang Hochschule und studierte nach einem Intermezzo in Bielefeld (Germanistik und Geschichte) Musik in Duisburg und Essen. Abschluss 1996.

In der ganzen Zeit hatte Raderschatt mit Musik zu tun - bei der Bundeswehr im Stabsmusikchor, als Orchestermusiker im Sinfonischen Orchester Berlin, als Musiklehrer und Schulleiter einer Privatmusikschule, an der Folkwang-Musikschule Essen. Dann kam für ihn die Zeit, sich nach etwas Neuem umzusehen.

"Mehr Musizieren oder mehr Organisation?", das war die Frage. So rückte er gerne auf die Stelle von Ralph Schürmanns, der die Musikschule seit Mitte 2007 leitet. "Ich fühle mich hier nett aufgenommen, und wir kommen hier prima miteinander zurecht", sagt Raderschatt, aber er braucht zur Arbeit seinen Freiraum.

Eine seiner ersten Taten: Im großen Saal des Hauses, in dem noch aufgereiht die schönsten Plattenaufnahmen stehen, der Stuck noch original ist, das Parkett auch, hat er sich eine kleine Fensternische zum Arbeitsplatz umfunktioniert. Blick auf den Park und den alten Teich, der erst bei den Arbeiten zur Euroga wieder aus dem Dickicht des Parks auftauchte.

Zur Struktur hat er sich auch schon eine Menge Gedanken gemacht. Wenn er sich was wünschen dürfte, wäre es die zügige Renovierung des Torbogens im Haus Sollbrüggen, damit die Schüler nicht gefährdet sind. Der zweite Wunsch: Ausbau der musikalischen Arbeit mit Behinderten. Drittens: die Kooperation mit Krefelder Schulen mit dem Ziel "Gemeinsam musizieren".

Entspannung von den langen Arbeitstagen und den Wochenendterminen findet Raderschatt bei der Familie. Und in der Natur mit seinen Hunden: Wenn Sie am Rhein einen gepflegten Mann aus einem Wohnmobil aussteigen sehen, ist es vielleicht Jan Raderschatt in seiner Mittagspause.