Ralph Goertz und sein Opern-Dreh im Museum

Ralph Goertz filmt im Haus am Karlsplatz einige Video-Szenen für sein neues Werk „Dead End“. Premiere ist in der zweiten Etage.

Krefeld. "Geht denn das?", fragt der verunsicherte junge Mann. Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. Gerade hatte ihm sein leiblicher Vater eine Entscheidung mitgeteilt, die seine bisherige Identität komplett umwälzt. Er soll fortan den Namen dieses leiblichen Vaters tragen. Von dessen Existenz hatte er bis vor kurzem noch nicht einmal gewusst.

Eine hochdramatische Szene entspinnt sich da, und zwar im Oberlichtsaal im zweiten Stock des Kaiser-Wilhelm-Museums. Hier dreht in diesen Tagen der Krefelder Regisseur Ralph Goertz einige Videoszenen, die einmal Teil der von ihm inszenierten Kammeroper "Dead End" werden sollen.

Der Bonner Schauspieler Bernd Braun spielt den Vater, Sebastian Spinnen den Sohn Thomas. Dieser ist katholisch aufgezogen worden, die Mutter hat ihm immer erzählt, sein Vater sei Fischer gewesen und ertrunken. "Jesus hat sich für uns geopfert", wirft Thomas seinem leiblichen Vater entgegen. "Das musst du dir aus dem Kopf schlagen", kontert dieser, "du bist jetzt Jude."

Der reiche Mann sucht einen Erben, erläutet Regisseur Goertz. Der illegitime Sohn, von dem dieser Vater Zeit seines Lebens eigentlich nichts wissen wollte, rückt so wieder in sein Blickfeld. Dass der Zuschauer der Kammeroper - Premiere ist am 28. August im Kaiser-Wilhelm-Museum - die Szene, die Goertz jetzt dreht, während der Aufführung nur als Video sehen wird, ist Teil des Konzepts. Goertz und sein Ensemble "Kammeroper NRW" verquicken, wie mancher Krefelder schon weiß, stets verschiedene Darstellungsebenen.

Die wahnsinnige Vater-Sohn-Geschichte, die als Grundlage dient, hat der bekannte niederländische Schriftsteller Leon de Winter ersonnen und in ein Libretto umgesetzt. Die Musik für Kammerorchester stammt von Xaver Poncette.

70 bis 80 Zuschauer werden bei der Premiere das Geschehen in den Räumen des zweiten Stocks des Museums im wahrsten Wortsinn verfolgen können. Denn sie werden dem Geschehen durch mehrere Räume hindurch auf der Spur bleiben müssen.

Bernd Braun als Vater wird dann aber nur auf einigen großen Bildschirmen präsent sein, Sebastian Spinnen als Sohn wird die Zuschauer durch die Räume führen und dann auch auf sein älteres Alter Ego treffen, das vom Sänger James McLean verkörpert wird.