Cella Memoriae: Nach dem Gemetzel kamen die Plünderer

Neben der „Cella Memoriae“ tauchen am Wendebecken weitere Funde auf.

Krefeld. Die sensationelle Aufdeckung einer "Cella Memoriae" römischen Ursprungs am Wendebecken wird von einem weiteren ungewöhnlichen Fund begleitet.

Die Stelle im Hafengebiet, wo das Stahl-Service-Center entstehen soll, war vor knapp 2000 Jahren (69 n. Chr.) Ort eines Gemetzels. Damals hatten die Bataver während ihres Aufstands das Kastell Gelduba überfallen. An besagter Stelle befand sich, wie Grabungen belegen, eine Befestigung römischer Hilfstruppen.

Der Linner Museumschef Christoph Reichmann vermutet aufgrund neuer Funde, dass dort römische Reiter einen Ausfall machten und von batavischen Fußtruppen zurückgedrängt wurden. Beim Rückzug ließen die Reiter ihre Pferde vor dem Lagertor stehen. Bestes Indiz: In der Umgebung wurden vor Jahren zahlreiche Pferdegräber gefunden.

Die Bataver plünderten die Pferdeleichen und rissen die reich verzierten Geschirre mit ihren Klapperblechen ab. Mit Hilfe von Amateurarchäologen wurde die Fläche abgesucht. Und knapp unter der Ackerkrume kamen kistchenweise solche meist bronzenen Beschläge zum Vorschein. Die Bleche mit ihren Häkchen zeigen Abrissspuren, wie sie nur beim hastigen Plündern entstehen. Auch Münzen wurden gefunden, aus der Zeit um 69, aus dem vierten Jahrhundert - und ein republikanischer Denar.

Die Vorgänge der damaligen Schlacht werden, je mehr Funde auftauchen, immer komplizierter. Das Museum Burg Linn hat deshalb eine neue Abteilung im Erdgeschoss eingerichtet. Es gibt Fotos von der berühmten Pferdebestattung. Zwei Helme in den Vitrinen sind zu den Relikten zu zählen, auch die neuen Funde werden wohl bald zu sehen sein.

Die aktuelle Grabung zeigt vor allem, dass Nachgrabungen nötig sind. Albert Steeger hatte hier schon in den frühen 30er-Jahren geforscht, einige Gräber gefunden, aber vieles übersehen. Ohne diese neuerliche Forschung wären die Relikte der Bataverschlacht mit der Aufdeckung der "Cella Memoriae" auf ewig verschwunden. Jeder müsste wissen, dass Bodendenkmäler unter besonderem Schutz stehen - auch gegen Interessen der Wirtschaft.