Interview mit Klee-Sängerin Suzie Kerstgens: „Unser Thema ist die Liebe“
Am Freitag tritt die Band Klee in der Kufa auf. Sängerin Suzie Kerstgens erzählt vom neuen Album und der anstehenden Tour.
Krefeld. Mit ihrem letzten Album „Berge versetzen“ haben sie sich 2008 in die Herzen ihrer Fans gespielt. Jetzt dürfen Klee mit dem neuen Werk „Aus lauter Liebe“ endlich auch den kommerziellen Erfolg ihres jahrelangen Schaffens genießen. Nun geht die Kölner Band auf große Konzertreise und lädt zum Tourauftakt Freitag ab 20 Uhr in die Kulturfabrik. Vorab gab Sängerin Suzie Kerstgens der WZ ein Interview.
Frau Kerstgens, Ihr neues Album trägt den Titel „Aus lauter Liebe“. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Suzie Kerstgens: Wir haben das Album ganz bewusst „Aus lauter Liebe“ genannt, denn das ist es, worum es uns geht: Das Leben aus lauter Liebe zu leben, aus genau demselben Grund Musik zu machen.
Unser musikalisches Thema ist die Liebe, in all’ ihren Facetten. Wir glauben daran, dass man durch Liebe im Leben mehr erreichen kann, als durch Hass, Argwohn, Neid oder Aggression. Wenn wir mit unserer Musik diesbezüglich Horizonte erweitern können, ist das für uns Grund genug, Musik zu machen.
Mit dem neuen Album sind Sie das erste Mal in die deutschen Top 10 vorgedrungen. Haben Sie mit dem Erfolg gerechnet?
Kerstgens: Wir haben bei der Arbeit an diesem Album nichts konzipiert. Wir haben uns gehen lassen, um uns dann auf das zu konzentrieren, was für uns essenziell wichtig ist. Insofern konnten wir mit solch einem Erfolg gar nicht rechnen.
Wir sind behutsam mit den Kompositionen umgegangen, ohne zu schauen, was gerade musikalisch angesagt ist. Das haben unsere Fans offensichtlich goutiert und wir sind glücklich und dankbar, dass sie uns treu geblieben sind, denn das fühlt sich in der Tat sehr gut an.
Was bedeutet Ihnen Erfolg im Allgemeinen?
Kerstgens: Gegenfrage: Woran lässt sich Erfolg messen? An der Chartplatzierung, an den Verkaufszahlen? Das ist wohl maßgebend für die Plattenindustrie. Ich bin aber Musikerin. Mich interessiert viel mehr, wen wir mit unserer Musik erreichen und was dadurch entsteht.
Wenn ich die Mails und Briefe lese, die wir bekommen oder die Gesichter unseres Publikums sehe, dann gibt mir das viel mehr, als jede Zahl, mit der versucht wird, unseren Erfolg zu berechnen. Ich lasse mich nicht vom Erfolg verfolgen. Mir geht es um die Menschen.
Das Cover des Albums zeigt Sie und Ihren Klee-Partner Sten Servaes vor dem Eiffelturm. Songs wie „Adieu“ oder „Natalie“ haben französische Bezüge — hat das Werk einen frankophilen Charakter?
Kerstgens: Das Cover sollte unser Album so direkt wie möglich charakterisieren. Unser Album dreht sich um die Liebe. Paris ist die Stadt der Liebe und der Romantik, der Eiffelturm symbolisiert diese Stadt, die geografisch näher an unsere Heimatstadt Köln liegt, als zum Beispiel Berlin. Und auf „Aus lauter Liebe“ befinden sich einige Lieder, die man als „chansonesque“ bezeichnen kann.
Entwickeln sich die Texte und Musik bei Ihnen parallel?
Kerstgens: Das ist wie mit dem Huhn und dem Ei. Es gibt da keine Regel. Wir schreiben nach der Prämisse „Don’t push the river, let it flow“. Manchmal gehen Text und Musik Hand in Hand, manchmal ist erst eine Textidee da und inspiriert die Musik oder auch genau umgekehrt.
Gerade die Sachen, die am leichtesten klingen, sind ja oft am schwierigsten zu erreichen. Sten und ich haben beide Philosophie studiert, dementsprechend geht das Songwriting oft mit rauchenden Köpfen einher. Unser Ziel ist es, unsere Songs nicht von diesem Rauch vernebeln zu lassen.
Wo liegen die größten Unterschiede zum letzten Studiowerk „Berge versetzen“ von 2008?
Kerstgens: Wir haben bei diesem Album viel analoger gearbeitet als beim Vorgänger und uns diesen Luxus erlaubt. Auf „Aus lauter Liebe“ kommen die wenigen digitalen Momente zwischen all den analogen Waldhörnern, Ukulelen, Mandolinen, Banjos, Celli, Akkordeons, Vibrafonen, Schlagzeugen und Klavieren eigentlich kaum noch vor.
Aber egal, ob Dutzende von analogen Instrumenten, oder ein digitaler Maschinenpark: Ein guter Popsong braucht nicht mehr als ein Klavier oder eine Gitarre. Und da verschwimmt der Unterschied zwischen den beiden Werken auch schon wieder.
„Aus lauter Liebe“ ist aber auch das erste Album ohne Ihren angestammten Gitarristen Tom Deininger. Was war der Grund der Trennung nach fast 15 Jahren?
Kerstgens: Tom hat seinen Lebensmittelpunkt verlagert. Er hat geheiratet und nach so vielen Jahren in der Band steht ihm das mehr als zu, sich neu zu orientieren.
Und wer übernimmt jetzt seinen Platz bei Klee?
Kerstgens: Gitarre spielt jetzt Pese Puscher, der uns schon seit vielen Jahren als Tourmanager begleitet hat. Er ist festes Bandmitglied, genau wie Daniel Klingen, der weiterhin bei uns am Schlagzeug sitzt und Pele Götzer am Bass. Es hat sich also fast nichts geändert.
Heute beginnt Ihre Deutschland-Tournee. Was dürfen Ihre Fans nun auf der Bühne erwarten?
Kerstgens: Wir freuen uns sehr auf die Tour. Wir haben natürlich ein paar Tricks im Ärmel, um unser Publikum zu überraschen. Wir werden bei einigen Konzerten Daniel Brandl und Harald Sack Ziegler dabei haben, die auf unserem Album Cello und Waldhorn gespielt haben.
Und wir haben mit Boris Rogowski einen zweiten Gitarristen an Bord, der zusätzlich zur Gitarre auch Banjo und Mandoline spielen wird. Ich glaube, niemand braucht Angst zu haben, dass wir dem Sound des Albums live nicht gerecht werden.
Wir werden Lieder spielen, die zum Nachdenken und zum Festhalten animieren, aber natürlich auch weiterhin welche, die zum Tanzen und Mitsingen einladen. Manche laut und manche leiser. Die Songs vom neuen Album und die Dauerbrenner unserer Fans.