Jazz im Theater: Tenor mit melancholischem Sound

Der Sänger Peter Fessler beeindruckte mit „Brasiliana“

Krefeld. Peter Fessler kann alles, was man als Jazzsänger können muss, und noch ein bisschen mehr. Er kann seinem Tenor aus der Brust heraus Tiefe geben, kann in der Kopflage mit Nachdruck durchs hohe Register steuern. Er kann seine Stimme in leichtem Vibrato zittern und zwischendurch in Obertonfarben schillern lassen.

Er kann Silben melodiesicher im Scat aneinanderreihen und die mal traurigen, mal heiteren Texte der Songs mit nicht zuviel und nicht zu wenig Schmelz, in Englisch, Portugiesisch oder Fantasie-Lateinamerikanisch zum Strahlen bringen.

Mit seinem Programm "Brasiliana” gastierte Fessler jetzt auf Einladung des Jazzklubs im Theaterfoyer. Eigentlich hätte er Karriere machen können, wie man hierzulande Sängerkarriere macht. Er hatte mit "New York, Rio, Tokyo” einen Hit, und die Plattenfirma hätte ihn gerne weiter auf diesem Weg vermarktet. Aber Fessler wollte ganz anderes, er wollte Jazzsänger werden.

Mit Al Jarreau hat er schon auf der Bühne gestanden, aber dessen Unart, die Artikulation durch den Mundraum zu übertreiben, hat er nicht übernommen. Gut so.

Wenn Fessler etwas im Wege steht, dann ist es das, was vielen Könnern ein Hindernis ist: das Übermaß der eigenen Fähigkeiten. In manchen Stücken, in denen er eine Posaunensimulation einschiebt und dann eine Perkussionspassage folgen lässt, denkt man sich: Weniger wäre mehr.

Aber im Grunde weiß sich Fessler zu zügeln. Bei den vielen Latin-Standards seines "Brasiliana”-Programms - Klassiker von Antônio Carlos Jobim, Baden Powell und Luiz Floriano Bonfá dabei, auch interessante Eigenkompositionen - trifft er Atmosphäre, Stimmung und den leger-melancholischen Sound genau, ist sich zudem auf der akustischen Gitarre selbst ein perfekter Begleiter.

Mit "Autumn Leaves” und "Fly Me To The Moon” ließ Fessler auch zwei Swing-Standards hören, aber bei den Bossa Novas und Sambas lag der Schwerpunkt, und selbst aus dem schon längst zu oft gespielten Bossa-Protoypen "The Girl From Ipanema” schlug er noch Funken.