Lesung Kai Meyer auf der Burg Linn: Die Suche nach dem Zentrum der Macht

Autor Kai Meyer hat in der Fantasy-Reihe „Verwunschene Nacht“ auf Burg Linn aus seinem Buch „Die Seiten der Welt“ gelesen.

Autor Kai Meyer nahm sich im Rittersaal der Burg Linn Zeit für alle Fragen des Publikums.

Foto: Andreas Bischof

Nach 60 veröffentlichten Werken wollte der erfolgreiche Fantasy-Autor Kai Meyer – wie viele seiner Kollegen auch – „gerne etwas über das fantastische Thema Buch“ und die Blätter zwischen den Buchdeckeln schreiben. Es entstand die berühmte und einzigartige Trilogie „Die Seiten der Welt“. Daraus las der Autor in der Reihe „Verwunschene Nacht“ auf Burg Linn.

Kai Meyer gehört mit Markus Heitz und dem Krefelder Bernhard Hennen zu den großen Deutschen der Fantasy-Literatur. Deshalb war die Burgküche bei dieser „Verwunschenen Nacht“ auch zu klein. Auch im großen Rittersaal war jeder Platz besetzt. Die Leute kamen, um den „Zauberweltenerfinder“ Meyer aus der Nähe zu erleben. Bei der spannenden Lesung des Autors, der später auch aus dem schriftstellerischen Nähkästchen berichtete und wirklich alle Publikumsfragen beantwortete, war es ganz still.

„Jedes Buch hat geheime Seiten, ebenso wie die Menschen“, begründet Meyer sein Thema. „Ich wollte aber nicht das Klassische verfassen, wie: das Buch oder der Autor verschwindet, sondern das Buch als fantastisches Thema behandeln.“

Die Seiten der Welt handeln in einer Landschaft, ähnlich der von Tolkiens Auenland in „Der Herr der Ringe“, der zu Meyers Lieblingsautoren zählt. Hauptfigur Furia Salamandra Faerfax lebt in einer Welt der Bücher, sie ist auf dem Weg, eine erstklassige Bibliomantin zu werden. Der Landsitz ihrer Familie birgt eine unendliche Bibliothek. In ihren Tiefen ist Furia auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch: ihrem Seelenbuch. Mit ihm will sie die Magie und die Macht der Worte entfesseln.

Während sie die Stufen zur Bibliothek in die Katakomben hinabläuft, kann Furia die Geschichten schon riechen: den besten Geruch der Welt. Dort unten nehmen die Gänge kein Ende. Sie darf dort nicht vom Hauptgang abweichen, was sie natürlich dennoch macht.

Sie erfährt die Schwarmintelligenz der Buchstaben, in der Satzzeichen überflüssig werden, trifft stinkende Schimmelrochen, die nicht nur den Menschen, sondern mit ihrem Schimmel auch den Büchern gefährlich werden können. „Es ist ein Rochen, denn Drachen gibt es überall“, sagt Meyer. Dieses Tier verschlingt Buchstaben und Furia presst sie aus ihm wieder heraus.

Um ihre Welt von den Unterdrückern zu befreien, begibt sie sich auf die gefährliche Suche durch die verborgenen Refugien nach dem Zentrum der Macht – und stößt auf das größte Geheimnis der Bibliomantik.

Im Anschluss dürfen die Zuhörer alles erfragen. Hier die Antworten: Kai Meyer schreibt täglich zehn Seiten, aber nicht mehr als zwei Bücher jährlich. Er hat mehr Einfälle, als er verarbeiten kann und beginnt seine schriftstellerische Tätigkeit mit viel Recherche und einer langen Liste von Notizen aus der Chronologie und Dramaturgie der Geschichte entstehen.

„Ich habe stets ein grobes Gerüst, zumeist ein 40-seitiges Exposé, und weiß, um was es geht, habe einen Roten Faden. Manchmal machen sich die Figuren selbstständig. Aber eines ist fast immer so: Die Geschichten haben – wahrscheinlich – kein Happy End.“