Konzert: Entdeckungsreise in unbekannte Musikwelt

Die Sinfonietta der Musikschule Krefeld spielte im Rahmen der Kulturtage Werke jüdischer Komponisten.

Krefeld. Mozart, Beethoven & Co hätten zu diesem Anlass nicht gepasst, und so begab sich Ralph Schürmanns auf eine musikalische „Forschungsreise“. Für das Konzert der Sinfonietta in der jüdischen Gemeinde an der Wiedstraße suchte er Werke von Komponisten jüdischen Glaubens, die eine Ahnung von deren Musikleben vermitteln sollten. Und er wurde fündig bei Komponisten, deren Namen den allermeisten schon unbekannt sein dürften. Wie schön, dass er sein neues Wissen auch in kurzen Anmoderationen dem Publikum im rappelvollen Gemeindesaal mitteilte.

Der erste Unbekannte, der vorgestellt wurde, war Ernst Krenek (1900-1991). Der gebürtige Wiener studierte in Berlin und erlebte ab 1927 seine ersten Erfolge mit seiner Jazzoper „Jonny spielt auf“. Doch mit dem Aufkommen nationalsozialistischer Wertmaßstäbe wurde Jazzmusik verpönt.

Kreneks Orientierung zur zeitgenössischen Zwölftonmusik brachte auch nicht das offiziell Gewünschte und seine Arbeit wurde als „entartete Kunst“ diffamiert. Er emigrierte in die USA.

Die „Sieben leichten Stücke für Streichorchester“ aus dem Jahr 1953 klangen gar nicht so modern, sondern stark expressionistisch; der erste Satz „Ruhig, doch fließend“ erinnerte an das berühmte Adagietto von Mahler.

Die jungen Musiker brachten das Werk überzeugend herüber, wenn auch die einzelnen kurzen Sätze nicht immer deutlich voneinander abgesetzt werden. Aber das ist die Sache des Dirigenten.

Bei der „Kleinen Suite für Klarinette und Streicher“ von Theodor Holdheim (1923 — 1985) übernahm natürlich Laszlo Dömötör den Solopart. Die Anklänge an jüdische Musik sind hier deutlicher, denn der Komponist versuchte, mit seinem Schaffen eine „Tonsprache Israels“ zu erfinden.

Das Stück „Nigun“ — religiöse Melodie — von Ernest Bloch (1880 — 1956) hat seine Wurzeln in der liturgischen Musik. Mit dem ausgewählten Adagio non troppo, einem nicht ganz so traurigen Klagelied, begeisterte Kayako Bruckmann aus dem Streichorchester als Solistin auf der Geige.

Der zweite Teil des Konzerts gestaltete sich folkloristischer, denn zur Sinfonietta gesellte sich der Chor der jüdischen Gemeinde (Einstudierung Alla Weinstein). Der Begegnungscharakter, den das Konzert auch erhalten sollte, wurde auf der Bühne sichtbar, generationenübergreifend wurde gemeinsam musiziert.