Kunst: Dem Wesen der Bäume auf der Spur

Stefan Kaiser zeigt in der Galerie von Meta Weber eindrucksvolle „Kopfbuchen“.

Krefeld. Bäume gehören zum alltäglichen Umfeld des Menschen. Gerade deshalb nimmt man sie eher flüchtig wahr, ohne den Blick aufs Detail zu richten. Ganz anders geht der Künstler Stefan Kaiser vor. Seit Jahren hat der begnadete Zeichner, der in Viersen lebt, seinen Blick für die unscheinbaren Dinge geschärft und künstlerisch umgesetzt. Dazu gehören Fundstücke unterschiedlicher Art, die er mit höchster Präzision zeichnet. Mehr noch: Durch starke Vergrößerung verleiht er ihnen einen ganz anderen Charakter.

Für seine neue Werkgruppe, die er jetzt im Haus Kunst + Technik zeigt, hat sich Kaiser große Bäume vorgenommen, speziell beschnittene Rotbuchen, die mit ihren bizarren Formen den Künstler inspirieren. Statt Vergrößerung ist bei der zeichnerischen Umsetzung dieser ohnehin monumentalen Bäume eher das Gegenteil angesagt. Trotzdem finden sich auf den großformatigen Blättern viele spannende Details.

„Kopfbuchen“ hat Kaiser seinen Zyklus genannt und spielt so bereits im Titel auf eine Wesensverwandtschaft zum Menschen an. Im Mittelpunkt vieler Blätter steht speziell die Zone des Baumes, wo der Stamm in die Äste übergeht. Hier sind durch alte Schnittstellen Vernarbungen und Ausbuchtungen entstanden, die manchmal wirklich an ein Gesicht oder einen Kopf erinnern.

Eigene Fotografien dienen dem Künstler als Grundlage. Mit Bleistift und Farbstiften setzt er diese Motive in sehr plastisch wirkende Zeichnungen um. Die möglichst naturgetreue Abbildung steht nicht im Vordergrund. Mit seinem Stift dringt der Künstler in tiefere Schichten ein, macht Wesensarten der Bäume sichtbar. So gibt es den stolzen „König“ oder auch die „vertraulich-winterliche Zwiesprache“ zwischen zwei Bäumen.

Die als Triptychon gehängten Blätter mit dem Titel „Requiem“ zeigen den alten, abgestorbenen Baum, dessen Rinde und Stamm in Auflösung begriffen sind. Es sind Bilder, die berühren, denn Kaiser gibt den Bäumen menschliche Züge, ohne sie gewaltsam zu vermenschlichen.

Haus Kunst+Technik, Blumentalstraße 2. Di.-Do. 15-18 Uhr. Bis 5. April.