Ein Tamile trommelt zu jiddischer Musik
Der Krefelder Shan Devakuruparan ist im Ensemble Noisten aktiv.
Krefeld. Er lebt mit seiner Familie in einem Reihenhaus in Schicksbaum und ist Klezmer-Musiker. Doch Shan Devakuruparan ist kein Jude, was man auch nicht zwingend sein muss, um Klezmer zu spielen. Aber er beherrscht auch kein Instrument, das in der jüdischen Volksmusik genutzt wird.
Das war jedoch kein Hindernis für den Klarinettisten Reinald Noisten, den Tamilen Shan Devakuruparan für sein Ensemble zu verpflichten. „Das passt einfach“, sagt Devakuruparan, und in der Tat verbinden sich die komplexen Rhythmen, die er Tablas und anderen Trommeln entlockt, verblüffend mit der jiddischen Musik.
Bevor er 2001 mit seiner Familie nach Krefeld zog, hat er lange in Hilden gewohnt. Dort war er Mitarbeiter eines CD-Großhandels. Seit etwa drei Jahren ist er ausschließlich als Musiker tätig, das Ensemble Noisten ist Devakuruparans Hauptband.
„Im letzten Jahr hatten wir über 40 Auftritte“, erzählt der Perkussionist stolz. Mehrere CDs hat die Klezmer-Band bereits vorgelegt. Devakuruparan spielt aber auch in traditionellen srilankisch-tamilischen Ensembles.
„Ich habe schon als Kind auf allen möglichen Gegenständen mit den Fingern herumgetrommelt“, erzählt er. Da haben ihn seine Eltern ermuntert, zunächst die Miruthangam zu erlernen, eine klassische südindische Trommel. Schon mit acht Jahren bekam er Unterricht von einem Onkel seiner Mutter.
Später erlernte Devakuruparan das Spiel der Tabla, der wohl bekanntesten indischen Trommel. Es werden immer zwei Tablas zusammen genutzt, eine ist hoch, die andere ist relativ tief gestimmt. Man schlägt die Felle nicht mit der flachen Hand, es kommen alle Finger zum Einsatz. Diese Fingeranschlagstechnik ist kaum weniger komplex als die Bewegungen eines Pianisten.
Reinald Noisten war noch Student, als er Devakuruparan Anfang der 90er Jahre bei einem Konzert in Neuss erlebte. Er war so begeistert von der Virtuosität des Tamilen, dass er ihn spontan ansprach. Daraus ist eine Freundschaft geworden, und als Noisten 1999 sein Ensemble gründete, gehörte Devakuruparan gleich zur Stammbesetzung des Quartetts.
„Die Begeisterung des Publikums ist mir das Wichtigste“, sagt Devakuruparan. Aber Applaus ist für den Vollblutmusiker trotzdem nicht alles: „Musik ist auch Ruhe für die Seele, das ist mindestens genauso wichtig.“