Faust auf Faust ins neue Jahr
Mit Goethe beginnt in Krefeld die nächste Spielzeit. Und statt „Rocky“ regieren die „Blues Brothers“.
Krefeld. Rocky und sein genialer Schöpfer Frank N. Furter werden würdige Nachfolger finden: Mit Jake und Elwood Blues, besser bekannt als Blues Brothers, will das Theater in der nächsten Spielzeit an den Erfolg seiner „Horror-Show“ anknüpfen. Bei der Bühnenfassung des Kultfilms wird Schauspieldirektor Matthias Gehrt selbst die Regie übernehmen.
Gehrt ist es auch, der sich für die Spielzeiteröffnung einen dicken Brocken vorgenommen hat: Goethes „Faust I und II“ will er an einem Abend auf die Bühne bringen — mit einem modernen Konzept. „Wir zeigen Faust als Global Player“, kündigt Gehrt an. Der iranische Filmregisseur Ali Samadi Ahadi, aktuell mit „The Green Wave“ im Kino, wird die aufwändige Videoprojektion übernehmen. Außerdem kommt seine eigene Inszenierung der Komödie „Der Gast“ nach Krefeld.
Auch seine Vorliebe für das Internationale will Gehrt 2011/12 weiter pflegen. Nach dem Iran soll nun in zwei Uraufführungen Nigeria im Fokus stehen. Die Autorin Sefi Atta hat das Stück „Hagel auf Zamfara“ geschrieben: Es handelt von einer Frau, die wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt wird. Die Regie übernimmt der ehemalige Burgtheater-Schauspieler Nick Monu. Außerdem schreibt der irisch-nigerianische Autor Gabriel Gbadamosi das Vier-Personen-Stück „A Broken Heart“ (Regie: Gehrt).
Ohnehin kommt das zweite Programm unter Intendant Michael Grosse nicht ganz so traditionslastig und risikoarm daher wie das erste. Neben Klassikern wie William Shakespeares „Sommernachtstraum“ finden sich auch zeitgenössische Autoren wie Roland Schimmelpfennig („Der goldene Drache“) und Bernard-Marie Koltès („Roberto Zucco“).
Mut zum Ungewöhnlichen beweist auch Andreas Wendholz im Musiktheater: Werke wie Carl Nielsens „Maskerade“ oder Vincenzo Bellinis „Norma“ gehören nicht zum Standard-Repertoire. Dass so etwas in Krefeld durchaus funktionieren kann, hat nicht zuletzt der Erfolg von „Die Liebe zu den drei Orangen“ bewiesen.
Erste Produktion im Musiktheater wird Noel Gays Musical „Me and My Girl“, gefolgt von der modernen Oper „Joseph Süß“ von Detlev Glanert. „Wir wollen weg von den ABC-Spielplänen mit Aida, Butterfly und Carmen“, so der Operndirektor. Er verantwortet auch das Kinderstück „Die kleine Seejungfrau Rusalka“. Sängerin Susanne Seefing und ihr Mann Karsten haben Dvoráks Oper bearbeitet, das Team der „Orangen“ führt Regie.
In diesem sensiblen Bereich will Grosse, der sich und sein Team gern als „Lernende“ bezeichnet, offenbar kein Risiko eingehen. „Die Bremer Stadtmusikanten“ fielen dermaßen durch, dass sie nicht mal nach Gladbach übertragen werden: „Die Produktion hat unsere eigenen Ansprüche an Kindertheater nicht erfüllt“, erklärt der Intendant.
Im Ballett bringt Chefchoreograf Robert North 2011/12 die Produktionen „Romeo und Julia“ und „Fado/Bolero“ auf die Bühne. Für ihn und die anderen beginnt jetzt die Planung für 2012/13: „Wir fangen heute an, darüber zu reden“, sagt Grosse.