Südbahnhof: Experimente im Kulturlabor
Langsam kommt Leben in den Südbahnhof. Doch viele Fragen sind weiterhin ungeklärt.
Krefeld. Georg Dammer, Leiter des Werkhauses, ist dankbar. 35.000 Euro pro Jahr, die der Stadtrat als Zuschuss für die kulturelle Arbeit im Südbahnhof bewilligt hat, legen zumindest die rudimentäre finanzielle Basis, um das interkulturelle Zentrum an der Saumstraße mit Leben zu füllen. Und so feiert der Südbahnhof nach seiner inoffiziellen Eröffnung im vergangenen Sommer die offizielle Einweihung am 4. Juni.
Doch Georg Dammer weiß auch: „Dieser Betrag ist in Nullkommanix verbraucht, ohne dass nur eine Veranstaltung auf die Beine gestellt wurde.“ Schließlich ist das Werkhaus vertraglich verpflichtet, tägliche Öffnungszeiten zu garantieren und das denkmalgeschützte, 800 Quadratmeter große Gebäude zu unterhalten. „Mit diesem Geld und dem Betriebskostenzuschuss von 9000 Euro werden wir wohl vorerst nur den Bestand sichern können.“
Vor allem deshalb ist der Verein auf Partner angewiesen, die bei der Entwicklung und Umsetzung von Ideen helfen. Experimente sind ausdrücklich erwünscht: „Der Südbahnhof soll ein Labor sein: Hier entsteht, was reinkommt“, sagt Dammer. „Das konkrete Konzept erschließt sich erst im Tun.“ Menschen — egal welcher Generation oder Herkunft — sollen sich im Südbahnhof begegnen und bilden können.
Doch wer ein Projekt an der Saumstraße umsetzen möchte, muss auch konkrete Finanzierungspläne haben. Bei Ausstellungen gilt zum Beispiel: Entweder der Künstler zahlt Raummiete oder die Einnahme der verkauften Werke wird geteilt. „Unsere Rolle ist nicht die des Organisators und Geldbeschaffers, sondern die des Moderators.“
Zwei Beispiele, wie solche Kooperationen aussehen können, sind in diesem Monat zu sehen: Michael Stahl geht am 20. März mit seiner Unrock-Series in den Südbahnhof. Das eintägige Minifestival „Die Iden des März“ vereint Musik, Performance und Tanz, es ist speziell auf das Gebäude zugeschnitten. Bewusst sollen die verschiedenen Bühnen und Räume genutzt werden.
Auch das Kresch-Kreativlabor nimmt mit „Faust I“ am 25. und 26. März den ganzen Südbahnhof in Beschlag und verwandelt ihn in ein Textmuseum. In einer Collage stellen sich sieben Regisseure die Gretchenfrage.
„Damit mehr Projekte in dieser Form möglich sind, benötigen wir mehr Manpower“, sagt Georg Dammer. Momentan sind nur ein Hauptamtlicher mit Drittelstelle, ein geringfügig Beschäftigter und zwei Ein-Euro-Jobber im Südbahnhof beschäftigt. „Für die Zukunft wäre ein Gremium wünschenswert, das sich um den künstlerisch-kulturellen Überbau kümmert. Doch das kann niemand ehrenamtlich leisten.“