Jazz: Wolken rauschen durch den Keller
Gekonnt, aber auf Dauer ermüdend: das Wanja Slavin Sextett.
Krefeld. Wanja Slavin — so konnte man vorher lesen — gilt als „eine der besonderen Stimmen des jungen deutschen Jazz“. Er gastierte jetzt mit seinem Sextett auf Einladung des Jazzklubs im Jazzkeller, und das Besondere seiner Musik erschloss sich schnell.
Selten hat man in letzter Zeit im Jazzkeller eine Band gesehen, die so entschlossen einen gemeinsamen Ansatz verfolgt. Mal abgesehen vom Bediener der Electronics, Marc Lohr, ist stets jeder gleich intensiv in die abwechslungsreichen Collagen eingebunden. Im kraftvollen Einsatz der ganzen Band spielt die Unterscheidung zwischen Solisten und Begleitern kaum noch eine Rolle.
Ab und zu piepst und brummt sich Lohr auch einmal ins Klangbild, ansonsten aber geht er unter. Die Notwendigkeit seiner Teilnahme erschließt sich nicht.
Slavin kann auf dem Altsaxofon zwischen einem klassisch-klaren und einem jazzig-angerauten Ton wechseln, Posaunist Johannes Lauer bezieht so locker Geräusche in sein Klangspektrum ein, dass die Leichtigkeit der Übergänge verblüfft. Die beiden Bläser heben sich aber in ihren Soli kaum von der Band ab — kein Manko, sondern offenbar Teil des Konzepts.
Das Sextett produziert mal im Rubato träge dahinschwebende, dann wieder durch drängende Ostinati zügig vorangetriebene Klangwolken. Und dabei muss man sich diese Wolken nicht grau, sondern vielfarbig vorstellen. Jeder Musiker steuert seine Farbe bei.
Robert Landfermann am fünfsaitigen Kontrabass, Ronny Graupe an der halbakustischen E-Gitarre und Christian Lillinger am Schlagzeug kann man hier also nicht mit der üblichen Bezeichnung als Rhythmusgruppe abstempeln. Zu sehr sind ihre Farben am Klangbild beteiligt.
Auf Dauer ein wenig ermüdend wirkt allerdings, dass Slavins Arrangements selten einmal das kollektive Dauer-Forte verlassen. Das Konzert vertrüge von der Dynamik her eine abwechslungsreichere Dramaturgie, denn auf ruhigere oder weniger erregte Passagen wartet man vergebens. Am Ende etwas erschöpfter Applaus.