Theater: Italien mit langem Iiiihhh

In einer schäbigen Trattoria betrachtet Peter Gutowski das Leben von ganz unten.

Krefeld. „Bitte, treten sie näher!“ Eine schrill geschminkte Empfangsdame geleitet den Besucher an einer halb abgeräumten Tafel vorbei zu den Plätzen. Ein bizarr aussehender Kellner bietet seine Dienste an: „Ein Glas Wein, Signora?“.

Doch man ist nicht in einem Lokal sondern im Theater Hintenlinks gelandet, das sich für den Abend in eine schräge Trattoria verwandelt hat. Das Ambiente ist schäbig und unappetitlich — schmutziges Geschirr, fleckiges Tischtuch, verblichene Tapete.

Schnell wird klar, dass hier keine leichte Kost serviert wird. Zwar unterhält der charmante Kellner die Gäste mit Gitarrenspiel, doch was wie lockere Antipasti daherkommt, wechselt in einen schwer verdaulichen Hauptgang.

Im Mittelpunkt des Abends stehen Geschichten von Menschen am Rande der Gesellschaft. Regisseur Peter Gutowski hat unter dem Titel „Mistero Buffo“ vier kurze Stücke von Dario Fo ausgewählt und als Ambiente jene schäbige Trattoria kreiert. Die dort arbeitenden Personen — neben der Empfangsdame ein Koch, ein weiterer Kellner und eine Toilettenfrau — erzählen von sich.

Es sind Geschichten, die soziale Ungerechtigkeit anprangern, die mit Komik und Satire aber auch Auswege für die Betroffenen zeigen. So bekommt ein Bauer, der durch die Willkür seines Herrn alles verloren hat und sich deshalb umbringen will, unverhofften Besuch — von Christus. Es sind bizarre Geschichten, derb und poetisch zugleich, die Missstände anprangern und bei denen Herren, Dienende und auch die Kirche ihr Fett weg bekommen.

Mit aufwändigem Maskenwechsel schlüpft Anuschka Gutowski in die vier verschiedenen Rollen und interpretiert die tragikomischen Texte Fos in all ihren Facetten. Das geht unter die Haut, auch wenn die im letzen Stück geschilderte Schlacht mit Fäkalien doch die Grenzen des Erträglichen erreicht. Bastian Vogel steuert als Kellner mit seinem Gitarrenspiel charmantes italienisches Flair bei. Allerdings ufert seine Versorgung des Publikums mit Getränken zwischen den Stücken zu sehr aus. Darunter leidet der Spannungsbogen, die Premiere dehnt sich auf eine Spieldauer von zweieinhalb Stunden aus. Da kann man sicher straffen. Dennoch gab es viel Applaus für einen facettenreichen Abend.

Weitere Termine: 25. und 26. März. Karten unter Telefon 60 21 88.