Schwindlig am Abgrund - Karin Heuermann stellt aus
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Krefeld. Beim Anschauen von „Ruster-Cluster 1“ kann es einem schon schwindelig werden. Auf dem sicheren Boden des Kulturpunkts Friedenskirche scheint der Betrachter der Malerei-Collage am Abgrund zu stehen — über einem bizarren Raum voller durcheinander gewürfelter Stahlkonstruktione. Diese Architekturfragmente sind so realistisch, dass man eine große Tiefe in einem weiten Raum zu sehen glaubt. Doch alles liegt wild durcheinander, als hätte ein Hurrikan die Bauteile herumgewirbelt und andere Dinge dazwischen verteilt.
Diese beiden Elemente — Relikte von Industriearchitektur und Materialreste aus dem Atelier — verbinden sich in den Arbeiten von Karin Heuermann. Zwischen den gemalten oder gezeichneten Architekturformen kleben ausgelaugte Pauspapiere, Sandpapierfetzen oder beschmierte Klebestreifenreste, die oft erst aus der Nähe zu identifizieren sind.
Aber auch mit ihrer Fernwirkung bereichern die großformatigen Arbeiten das Innere des Kulturpunkts und auch der Friedenskirche. Vor allem der Altarraum profitiert davon.
Heuermanns enge Beziehung zur Architektur rührt aus Studienzeiten her: Von 1960 bis 1966 studierte sie in Berlin Architektur und Mathematik an der Technischen Universität und Malerei an der Hochschule für Bildende Künste. Ab 1967 unterrichtete sie an einem Gymnasium in Essen und widmete sich der Kunst.
Der Wandel des Ruhrgebiets, der Verfall einer alten Industrielandschaft und ihre Brachen inspirieren sie immer wieder. Dem Abbau der Zeche Carl Funke im Essener Süden gedenkt sie mit „Ruster-Cluster 1“.
So., 11-13 Uhr, Mi., 12-18, 20-23 Uhr, Do., 12 - 18 Uhr, und zu den Veranstaltungen. Bis 10. April.