Konzert: Konstantin Wecker rüttelt die Menschen auf

Liedermacher gibt sich kämpferisch und ein wenig melancholisch.

Krefeld. Lieder wechseln manchmal im Laufe der Zeit ihre Bedeutung, erst recht in einer so langen Karriere wie der von Konstantin Wecker. "Genug ist nicht genug" habe er seinerzeit keineswegs für gierige Banker geschrieben, witzelt der Liedermacher zu Beginn seines Abends in der voll besetzten Friedenskirche. "Wir Alt-Achtundsechziger wollten etwas verändern", erinnert er sich am Mikrofon. "So?", fragt er dann - und erntet Stille im Publikum.

Die Krefelder Fans vor allem der gehobenen Altersklasse sind durch die klirrende Kälte zum Luisenplatz geströmt. So kann Wecker nach beschwerlicher Anfahrt aus München über die Resonanz glücklich sein. Er bietet einen Querschnitt seines über 40-jährigen musikalischen Schaffens, das neben den bekannten Liedern auch Theater- und Filmmusik umfasst, zum Beispiel für die Satire "Schtonk".

Bei aller Melancholie über das Älterwerden lässt Wecker, begleitet von Johannes Barnikel an Keyboard und Trompete, auch Mutmacher nicht aus: "Ich sing’ für alle, die wie ich noch auf der Suche sind..." Die Lieder des Abends, überwiegend aus der eigenen Feder, mit teils bizarren Texten, leidenschaftlich interpretiert im bekannten münchnerischen Ton und dem für Rheinländer ungewohnt scharfen "R", wechseln munter mit Klavierstücken und gesellschaftskritischen Aufforderungen wie "Misch Dich ein - sag Nein!"

Wecker lässt sogar Hinweise auf seine Drogen-Ausrutscher einfließen, die ihm deutlich die Kehrseite des Promi-Daseins gezeigt haben. Wenn er auch das ganz frühe Lied vom "Alten Kaiser" inzwischen auf sich beziehen kann und "Am Ende fällst Du vom Sockel" bei ihm sehr frustig rau klingt, so weckt die bayerische Vitalität doch keineswegs den Eindruck, als ob ihn die Debatte um das Rentenalter berührt.