Kaiser-Wilhelm-Museum Ist ein neues Café fürs Museum nur noch Luxus?

Krefeld · Die Stadt Krefeld will die Umbau-Pläne für das Café im Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) bis Ende des Jahres umsetzen. Sponsoren konnten gewonnen werden. Heidi Matthias (Grüne) stellt wegen Corona das Projekt in Frage.

Tische mit „Schnittkanten“ sollen Bezüge zur Seidenstadt Krefeld herstellen. Sie können zusammengefügt werden.

Foto: Studio Robert Stadler

Was ist eigentlich aus den Plänen für ein neues Café im Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) geworden? Im Vorjahr hatte Museumsleiterin Katia Baudin dem Kulturausschuss einen künstlerischen Entwurf vorgestellt, den sie bei dem renommierten, aus Wien stammenden Designer Robert Stadler in Auftrag gegeben hatte. Eigentlich hatte sich der Ausschuss auf eine Umsetzung verständigt und für dieses Jahr 50 000 Euro im Haushalt eingeplant. Doch seitdem war von dem Projekt nichts mehr zu hören.

„Es wird weiterhin angestrebt, die Realisierung bis zum Ende dieses Jahres vorzunehmen“, versichert Stadtsprecher Dirk Senger auf Nachfrage. Die durch die Corona-Krise bedingten wirtschaftlichen Verwerfungen stellten allerdings „jede Einwerbung von Sponsoring-Mitteln und Drittmittelgeldern vor neue Herausforderungen“. Die Kunstmuseen Krefeld seien vor diesem Hintergrund „sehr dankbar“, dass die bisher schon gewonnenen Sponsoren für das Café zugesichert hätten, die Realisierung weiterhin zu unterstützen. „Für die Einwerbung weiterer Mittel unternehmen die Kunstmuseen auch künftig alle nötigen Anstrengungen“, sagt Senger. Zur Höhe der bisher gesammelten Gelder sagt er nichts.

Wofür müssen überhaupt Sponsoren gewonnen werden? Die Umsetzung des Stadler-Entwurfs würde 420 000 Euro kosten. Von Anfang an hatte Katia Baudin dafür eine Mischkalkulation vorgeschlagen: 50 Prozent sollte die Stadt finanzieren, die anderen 50 Prozent sollte aus Stiftungs- und Fördergeldern sowie Sach- und Geldspenden kommen. Die Krefelder sollten sich zudem mit Patenschaften beteiligen können – etwa für eine der hängenden Lampen, die den Hof auch in den Abendstunden nutzbar machen sollen.

Der Entwurf sieht vor, den 130 Quadratmeter großen Raum, der bisher von einer hohen Kassettendecke, weißen Wänden und schlechter Akustik dominiert wird, wärmer, gemütlicher zu machen. „Der Raum ist kalt, die Leute fühlen sich nicht wohl“, hatte die Museumsdirektorin im Vorjahr geklagt. Und gleichzeitig betont: „Das ist der wichtigste Raum im ganzen Kaiser-Wilhelm-Museum.“

Viele kleine Details sollen Bezüge zum Haus und zu Krefeld herstellen. Stadler hat sich vorgestellt, das Café mit modernen Akustikpaneelen zu versehen, die aus Beton und Marmor zu bestehen scheinen, in Wahrheit aber aus leichtem Stoff gefertigt sind und den Raum in verschiedene Bereiche aufteilen. Weiterhin gehören dazu eine Lounge mit langer Bank, eine kleinere Sitzgruppe vor einer Videowand hinter einem luftig-gelben Vorhang, ein dunkelroter Bar-Bereich mit hohen Hockern sowie das eigentliche Café. Dort sollen lockere Tischgruppen stehen, die Tische selbst sollen gezackte Kanten erhalten, die wie mit der Schere geschnitten aussehen.

Als Pächter war Mortaza Pazehki ausgewählt worden, der sich im Vorjahr positiv zu den Plänen äußerte. Damals hoffte er darauf, spätestens im Frühling 2020 öffnen zu können. Doch davon kann keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Mit den notwendigen Arbeiten ist nicht einmal begonnen worden, die Finanzierungsfragen sind offen.

Von Anfang an kritisch zu dem Entwurf Stadlers stand die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Die größten Schwierigkeiten sah sie in der zu kleinen Küche und fehlenden Dunstabzugsanlage. „Im Hinblick auf eine optimale Lösung, die sowohl ästhetisch als auch funktional die nächsten Jahrzehnte überdauern soll, bietet ein Wettbewerb die besten Voraussetzungen“, meinte die Fraktion damals. Für diesen Vorschlag fand sich aber keine politische Mehrheit.

Nach Ansicht der Fraktionsvorsitzenden Heidi Matthias sollten die im städtischen Haushalt (der noch nicht genehmigt ist) bereitgestellten 50 000 Euro aktuell dazu verwendet werden, die Küche funktionstüchtig zu machen: „Die ist im Moment völlig leer.“ Der Pächter könne auch nicht endlos auf eine Fertigstellung warten.

Mit Blick auf die übrigen Umgestaltungspläne gibt sie zu bedenken, ob nicht die Corona-Krise die Relationen verändert habe. Das Café als Gesamtkunstwerk umzusetzen sei „Luxus, den man sich in dieser Zeit verkneifen“ müsse. Sie könne sich angesichts der nun entstandenen Haushaltsprobleme nicht vorstellen, dass die ursprüngliche Idee noch realisiert werden könne. Derzeit gehöre vieles auf den Prüfstand – auch das Café im KWM. Dessen bisheriges, erst wenige Jahre altes Mobiliar könne weiter verwendet werden.