Kultmärchen Kresch-Theater zeigt „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“
Regisseurin Isolde Wabra inszeniert „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Das Stück soll jedoch moderner als der Filmklassiker sein.
Jedes Jahr, wenn Weihnachten naht, stößt man beim Durchschalten des Fernsehprogramms auch immer wieder auf das Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.“ Der tschechisch-deutsche Klassiker aus dem Jahr 1973 ist für viele Menschen so etwas wie ein Kultfilm geworden. Das Kresch-Theater bringt die Geschichte nun auf die Bühne. Ein Angebot soll dies für das junge Publikum und Familien sein. Theaterleiterin und Regisseurin Isolde Wabra: „Wir wollen ein klassisches Stück mit modernem Leben füllen.“ Für die Vorstellungen an den Adventssonntagen (jeweils um 16 Uhr) gibt es noch Karten. Außerdem wird es auch am 27. Dezember das Märchen zu sehen geben. Alle Schulveranstaltungen seien bereits ausverkauft. Allein 1799 Kinder sollen dann zu Gast sein. „Ich bin froh, dass es so angenommen wurde. Es war ja durchaus ein Risiko gewesen“, sagt Wabra.
Regisseurin Isolde Wabra hat mehrere Märchen inszeniert
Das Theater führt nach langer Zeit mal wieder einen Märchenklassiker auf. Das war die Idee von Isolde Wabra. Die Österreicherin aus Linz an der Donau ist seit Mai in der Führung. Zuletzt arbeitete sie 25 Jahre an Stadt- und Landestheatern. Ihre letzte Station vor Krefeld war in Neustrelitz. In der Zeit hat sie schon viele Märchen inszeniert. Am Kresch-Theater schätzt sie die Freiheit für Experimente. Auch die acht Schauspieler habe sie frei ausgewählt. „Wir sind hier nicht so sehr an Normen gebunden“, sagt sie.
Um Normen geht es ja auch im Märchen von Vaclav Vorlicek und Frantisek Pavlicek. Die Außenseiterin Aschenbrödel, gespielt von Kim Sophie Scheele, wächst ohne Vater auf einem Gutshof auf und wird ausgegrenzt. Die böse Stiefmutter (alias Thekla Viloo Fliesberg) versucht ihre leibliche Tochter (Lina Maria Spieth) dem Prinzen, gespielt von Frank Kleineberg, als Frau zu vermitteln. Doch dieser lehnt ab, verärgert damit auch seinen Vater und König (alias David Gerlach). Beim Tanz verliebt sich der Prinz dafür in die schöne und verschleierte Aschenbrödel. Sie flieht, verliert einen Schuh. Er begibt sich auf die Suche nach ihr. Den Lehrer spielt Christof Laubisch. Es sind vor allem auch die Brüche, die im Märchen gezeigt werden: Geschwister-Konflikte, Tochter/Mutter-Streit, Ehe-ähnliche Situationen. Zwischenmenschliche Beziehungen mit vielen Facetten. „Alle Themen des Lebens finden hier statt“, sagt Wabra.
Das Stück soll aber eine Weiterentwicklung der Fassung von 1973 sein. Es zeigt auch eine modernere, selbstbewusstere Frau, die sich durchzusetzen weiß. Aschenbrödel im Jahr 2019: „Ich bin nicht mehr das schüchterne Ding. Ich darf mich wehren“, sagt Darstellerin Kim Sophie Scheele. Immer auch soll Kunst der Gegenwart in das Stück einfließen. Liebeslieder, der Prinz spielt selbstkomponierte Musik. Der Lehrer unterrichtet Rap. Die Welt von heute nimmt Platz. Alle Darsteller müssen während des Stücks zwei Rollen ausfüllen, was ihnen eine hohe Flexibilität abfordert.
Den Kindern soll auch eine analoge Welt gezeigt werden
Die Bühne hat Frank Andermahr gestaltet. Ein pompöser Märchenort mit Simultanbühnen. Schloss, Gutshof, Wald. Die Requisiten passen ins Bild. Alles soll irgendwie übermäßig erscheinen. Dramaturg Helmut Wenderoth will den Kindern eine analoge Welt bieten, im Gegensatz zur oft digitalen, die sie im Alltag erleben: „Wir wollen vor den Kindern keinen Quatsch machen. Wirkliche Menschen erzählen hier eine unwirkliche Geschichte. Wir führen sie in eine Welt, wie sie sein könnte. Die Welt ist veränderbar.“