Krefelder Krimi über Amputationen

Der in Krefeld geborene Frank Schmitter behandelt in seinem dritten Krimi ein schweres Thema.

Krefeld. In seinem dritten Krimi „Die Narbe“ hat der Krefelder Frank Schmitter ein wahrhaft schwieriges Thema aufgegriffen: Es gibt Menschen, die sich erst dann in ihrem Körper wohlfühlen, wenn ihnen ein Glied fehlt. Beim Surfen im Internet habe sich dieses Phänomen, BIID genannt, „festgehakt“. BIID steht für „Body Integrity Identity Disorder“ und wird auch mit „selbst gewollte Amputation“ übersetzt.

Frank Schmitter: „Der Körper ist für die Identität wichtiger, als man es wahrnehmen will; wir sind ja alle sehr verkopft.“ Die Erscheinungsformen von BIID haben ihn genau darauf hingewiesen. Und so stürzt also in diesem neuen Buch ein junger Mann aus dem Fenster, und Kommissar van Loren fühlt, dass das kein Selbstmord war. Er muss sich mit seiner Meinung auch gegen den Kollegen Batzko und die Chefs durchsetzen.

Ganz langsam nähert er sich dem Phänomen, von dem auch der Protagonist — genau wie wohl der Leser — nichts weiss. Um angemessen über dieses Thema zu schreiben, sei gerade ein Krimi geeignet: „Damit kann ich einen Schritt zurückgehen und auch andere Ebenen entwickeln“, sagt Schmitter.

Der Autor hat genau zu dem „verstörenden Thema“ recherchiert und alles ausgespart, was seinen Leser zum Voyeur machen würde. „Es ist nicht nur eine Fallgeschichte, sondern auch eine Ehegeschichte“, sagt Schmitter. Andere Ebenen im Roman sind die berufliche Beziehung des Kommissars Gerald van Loren zum ruppigen Kollegen Batzko und die Schwierigkeiten in seiner Familie.

Freundin Nele hat gerade ein Baby bekommen und die drei müssten sich eigentlich zusammenraufen. Schwierig, wenn jeder seine eigenen Bedürfnisse hat und sich unverstanden fühlt. Eine schwierige Ehe führen in diesem Buch auch die Eltern eines der Toten; kompliziert sind auch die Geflechte in der psychologischen Gruppe des Opfers.

Die Beweggründe der Menschen, ihr Verhalten, ihr Leiden und ihr Glück sind es, mit denen Schmitter sich beschäftigt: „Der Krimi nimmt eine rettende Funktion ein, mich interessieren die Menschen“, sagt Schmitter.

Klar, dass van Loren den Fall löst. „Der Kriminalroman ist eine Form, um diesen sehr schweren Inhalt zu bändigen“, sagt Schmitter. Dass ihm das gelungen ist, zeigt die Reaktion eines ehemaligen Lehrers aus Krefeld, der BIID für eine sehr gut dargestellte Fiktion hielt.

Schmitter arbeitet derzeit an seinem zweiten Roman über Gerald van Loren und Batzko.