Musikerin Julia Polziehn: Das Cello ist ihr Leben
Die Solistin Julia Polziehn unterrichtet nach den Sommerferien an der Musikschule Krefeld.
Krefeld. Für Julia Polziehn müsste die Gewerkschaft endlich den 35-Stunden-Tag durchsetzen. Schon seit Jahrzehnten ist die 39-Jährige Feuer und Flamme für ihr Lieblingsinstrument, das Cello. Mit fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Unterricht und schätzt sich heute noch glücklich, dass ihre Lehrer immer ihre Begeisterung für die Musik und das Musizieren lebendig hielten.
Als Gymnasiastin spielte Julia Polziehn bereits so gut auf ihrem Instrument, dass sie noch als Schülerin an der Kölner Musikhochschule bei Prof. Maria Kliegel als Jungstudentin Cellounterricht erhielt. Nach dem Abitur 1992 war für die junge Krefelderin klar, dass sie dort auch ihr Studium aufnehmen würde. „Ich bin gerne nach Köln gegangen“, sagt sie. „Denn als Tochter von Gerhard Storck, dem Direktor der Kunstmuseen, die auch noch Musik macht, ist man bekannt wie eine bunte Kuh.“
Eigentlich wollte Polziehn gar nicht wieder zurück nach Krefeld, doch es kam anders. Als ihre Tochter geboren wurde, konnte sie sich keinen besseren Babysitter als ihre Mutter vorstellen und so fand die gebürtige Düsseldorferin wieder den Weg in die Stadt, in der sie den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend verbracht hatte.
Wieder in Krefeld angekommen, startete sie als Cellistin durch. Sie unterrichtete zahlreiche Privatschüler, spielte in mehreren Ensembles und gab viele Konzerte — derzeit 60 bis 80 im Jahr. Daran soll sich auch nichts ändern, wenn sie nach den Sommerferien an der hiesigen Musikschule anfängt: „Die Schüler bekommen eine Lehrerin, die hoch aktiv konzertiert.“
Dies mit dem Unterricht in der Musikschule und noch einer ganzen Menge privater Stunden vereinbaren zu können, war für sie die Voraussetzung, die feste Stelle überhaupt anzunehmen. Auf die vollen Wochen, die für sie jedoch gar keine so neue Erfahrung sind, freut sie sich. Sie wird die Celloklasse von Ursula Selge-Rolle übernehmen, bei der sie auch selber gelernt hat. „Ich habe ihr alles zu verdanken“, berichtet Polziehn „Wie ich an die Musik herangehe und die Freude daran.“
Drei Tage in der Woche sind mit den Stunden von mehr als 20 Schülern gefüllt. Am vierten Tag gibt sie privat Einzelunterricht, denn sie möchte sich nicht von ihren Schützlingen trennen. Den fünften Tag wird sie privaten Ensemble-Unterricht geben. Und die Tage sechs und sieben sind mit der eigenen Ensemblearbeit und Konzerten verplant.
„Morgens und nachts übe ich selber. Sechs, sieben Stunden täglich wären ideal, doch es sind in der Regel nur zwei bis drei Stunden“, gesteht die begeisterte Musikerin. „Viel mehr bleibt nicht; man muss ja auch essen, einkaufen, putzen und so.“