Kooperation Kresch lud zu einem Experiment ein

Zum ersten Mal arbeitete das Theater mit Designstudenten der Hochschule zusammen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn zwei verschiedene kreative Sparten in den Dialog treten, kann ein spannender Versuch entstehen: So geschehen beim zehnten Kreschkreativlabor. Titel: Spielraum-Raumspiel. Ort des Experiments war das leerstehendes Ladenlokal an der Königstraße, wo schon das Stück „Quizoola!“ Premiere gefeiert hat. Für Probanden haben die Schauspieler des Kresch-Jugendtheaters (künstlerische Leitung Franz Mestre) mit den Designstudenten der Hochschule Niederrhein (Professor Erik Schmid) einen Parcours aufgebaut.

Zahlreiche Zuschauer hatten sich zum Geschäftsschluss eingefunden und verwandelten sich flugs in Teilnehmer mit interaktivem Auftrag. Zwei junge Damen mit Make-up und spacigem Kostüm gaben die futuristische Wissenschaftlerinnen im Sommertheater. Unter durchsichtigen Kunststoff-Oberteilen mit aufgemalten Uniform-Nähten trugen sie unschuldige weiße Kleidung.

Sie führten zwei Gruppen durch den schlauchartigen Laden — insgesamt galt es, neun Stationen zu absolvieren. Der Zusammenhang zwischen den Räumen, erschaffen von den Studenten, und den gespielten Szenen soll die Berührungspunkte von Design und darstellender Kunst verdeutlichen. In einigen Szenen können die Zuschauer auch ins Geschehen eingreifen. Zunächst wurden die Befindlichkeiten der Probanden mittels neonfarbener Klebestreifen auf die Schaufensterscheibe gebracht — Abstraktion pur, die sich bei jeder weiteren Gruppenführung erweitert und inzwischen ein gelb-grün-pink-orangefarbenes Netz ergeben haben dürfte. Die abgefragten Charaktereigenschaften: Geiz, Eitelkeit, Neid und Zorn — vier der sieben Todsünden.

Da nicht alle Teilnehmer alle Aktionen ausführen konnten, wurden sie in Gruppen eingeteilt, dafür nutzten die Damen mit den Klemmbrettern willkürlich wirkende Kriterien. Delfine und Plastiktüten spielten dabei unter anderem eine Rolle, assoziativer Rahmen: Umwelt. Durch schwarz verhängte Gänge wurden Freiwillige geschleust, hörten einem lautstarken Streit mit Klischees zu und landeten schließlich auf einem Talk-Show-Sofa. Die Fragen dort sprangen zwischen Alltäglichkeiten und Politik hin und her, im Hintergrund unvermittelt eine Schlägerei.

Die geführte Tour durch den Laden zeigte eine kluge Raumaufteilung und erdete die Teilnehmer; in den Köpfen lebten die szenischen Folgen von Assoziationen und offenen Fragen. Das Experiment gefiel und weckte auch die Neugier einiger Passanten.