Kufa: Das Geheimnis in ihr

Ihrem schweren Schicksal begegnet Adiam Hailesillassie mit positiver Energie — auch in ihrer Kunst.

Krefeld. Verschiedene Gelbtöne, ein bisschen Weiß und Grün. Erst mit Verzögerung erkennt man in dem Bild die schemenhaften Umrisse eines Gesichts, das den Betrachter anblickt. „Das Geheimnis in uns“ hat die Künstlerin Adiam Hailesillassie ihr Bild genannt. Es bedeutet ihr sehr viel. Für das Motiv hat sie sich vom Turiner Grabtuch inspirieren lassen. „Es steckt ein bisschen was von Jesus darin“, sagt sie.

Hailesillassie beschäftigt sich viel mit Religion, mit dem Christentum und dem Buddhismus. „Tod und Auferstehung“ heißt ein anderes Bild in gedämpften Farben. Es soll den Übergang von der Schwere des Irdischen in eine leichte und hellere Sphäre zeigen. „Es ist eine Auseinandersetzung mit meiner eigenen Biografie“, sagt die Künstlerin dazu.

Die 1974 in Eritrea geborene Frau wurde bereits als Kind mit dem Tod der Eltern und dem Krieg in ihrem Land konfrontiert. Mit neun Jahren kam sie nach Deutschland und lebt inzwischen seit fast 30 Jahren in Krefeld. Als Friseurmeisterin führte sie zehn Jahre lang ein eigenes Geschäft am Luisenplatz.

Gemalt hat sie schon als Kind sehr gerne, intensiv verfolgt sie diesen Weg seit 1999. Mit der jetzigen großen Ausstellung in der Kulturfabrik ist ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Die hohen, bei Sonnenschein von Licht durchfluteten Räume erweisen sich als idealer Rahmen für ihre Arbeiten. Farbenfroh und dabei nie zu bunt sind ihre Bilder, die sie unter dem Titel „Innere Welten“ zusammengestellt hat.

Strukturen erzielt sie durch die Einarbeitung von Naturmaterialien wie Sand, Bambus und Stein. Sie malt maskenartige afrikanische Motive ebenso wie üppige Blumen. Letztere findet sie im Botanischen Garten, der zu ihren Lieblingsorten zählt.

Die positive Energie in diesen Bildern korrespondiert mit dem Wesen der Künstlerin. Die Erfahrungen von Krieg und Tod haben bei ihr gerade dazu geführt, das Leben positiv zu sehen und dieses Gefühl auch anderen zu vermitteln. „Frieden ist das Wichtigste auf der Welt“, sagt sie. So ist sie dankbar, in Deutschland leben zu können, pflegt aber auch zusammen mit anderen Eritreern die Traditionen ihrer Heimat.