Lustvolles Beißen durch die Partitur

Hingerissen verfolgte das Publikum das Konzert von Quatuor Ebène.

Krefeld. Der verständliche Wunsch nach einer Zugabe wird nicht erfüllt. Doch dafür hat Raphael Merlin, Cellist des französischen Streichquartetts Quatuor Ebène, eine sympathische Erklärung. Nach einem Stück wie dem zuvor virtuos zelebrierten zweiten Streichquartett von Bela Bartok würde jedes zusätzlich angefügte Werk wie ein Bruch wirken. Und so entlässt man die emotional tief berührten Zuhörer am Freitagabend im Rittersaal der Burg Linn mit Daniel Barenboims Zitat "aus der Stille zurück zur Stille".

Was die vier jungen Franzosen dem Publikum zuvor knapp zwei Stunden geboten haben, war mitreißend und packend vom ersten bis zum letzten Ton. Quatuor Ebène entfachen ein rhythmisches Feuerwerk, an Dynamik und Tempo kaum zu überbieten.

Gerade bei Bartoks Streichquartett zeigt die vor zehn Jahren gegründete Formation Feingefühl und Ausdrucksvermögen. Ob es der wild voranstürmende zweite Satz ist oder der dumpf-düstere dritte: Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure (Violine), Mathieu Herzog (Bratsche) und Raphael Merlin (Cello) leisten Schwerstarbeit und beißen sich lustvoll durch die herbe und zugleich sinnliche Partitur.

Schon im ersten Teil des Programms berauscht sich das Ensemble an den Interpretationen zweier höfischer Kompositionen. Placidus von Camerlohers Orchesterquartett in F-Dur ist ein Auftakt nach Maß. Im fein abgestimmten Zusammenspiel bringen Quatuor Ebène die von der Volksmusik kommende elegante Melodik zu Gehör, die im Presto in einem spritzigen Dialog klanglicher Raffinesse mündet.

Dann das D-Dur-Streichquartett von Joseph Haydn: Nach einem sich zuspitzenden Intro hieven die charmanten Franzosen die Komposition auf einen Sockel, den man mit einem entzückten Lächeln betrachtet. Das Krefelder Publikum belohnte diese exzellente Darbietung verdientermaßen mit viel Beifall.